Auf den Spuren der Museums-Nichtbesucher

Nicht immer erreichen Museen alle Zielgruppen, die sie sich wünschen würden. Doch welche Gründe haben Museums-Nichtbesucher?

Nicht immer erreichen Museen alle Zielgruppen, die sie sich wünschen würden. Doch welche Gründe haben Museums-Nichtbesucher?

[Debatte] In Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie sind in vielen Museen und auch in anderen Kultureinrichtungen die Besucherzahlen massiv eingebrochen. Teils haben sie sich auch nach der Lockerung und selbst nach der Abschaffung der Hygienemaßnahmen bis heute nicht wieder auf das Niveau vor der Pandemie erholt. Doch auch abseits von Corona gibt es zahlreiche Gründe, warum ein Museum zu wenig Besucher anlockt. Die Beweggründe für Museums-Nichtbesucher können dabei durchaus sehr verschieden sein – vom Vermeiden nur bestimmter Museen bis hin zu komplettem Vorbehalt gegenüber der vermeintlichen „Hochkultur“.


Die wichtigsten Gründe für Museums-Nichtbesucher

Menschen sehen sich mit Barrieren konfrontiert, die sie vom Museumsbesuch abhalten.

Offensichtliche Barrieren für Besucher sind zu hohe Eintrittsgelder, beschränkte Öffnungszeiten, mangelnde Barrierefreiheit vor Ort und eine schwierige Erreichbarkeit, etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Doch es gibt auch verdeckte Barrieren, etwa die Sorge, nicht richtig für einen Museumsbesuch angezogen zu sein, nicht zu wissen, wie man sich im Museum verhalten soll oder die Befürchtung, als Zielgruppe im Museum nicht willkommen zu sein.


Das Angebot des Museums ist nicht ausreichend bekannt.

Vielleicht kennen potenzielle Besucher das Museumsangebot gar nicht, weil die Kommunikation dazu nicht an die passende Zielgruppe gerichtet wurde.

Die Angebote können auch so speziell sein, dass sie nur für eine sehr kleine Zielgruppe interessant sind. Bei der breiteren Bevölkerung treffen diese dann gar nicht auf Interesse.

Eventuell wurden aber auch die Inhalte, Begleitprogramme und Events des Museums nicht richtig vorgestellt und potenzielle Besucher verstehen gar nicht, was sie im Museum erwarten wird.


Nicht alle Zielgruppen sehen für sich eine Relevanz in den Museumsangeboten.

Inhalte können als irrelevant empfunden werden, wenn sie keinen Bezug zu aktuellen Themen haben.

Es kann auch sein, dass ein Museum nicht als angemessener Ort empfunden wird, sich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen. Dem Museum wird dann nicht die Kompetenz zugesprochen, gewisse Inhalte angemessen zu vermitteln.

Vielleicht gibt es auch andere Museen, die das Thema umfangreicher und überzeugender behandeln. Sie können auch günstigere, besser zugängliche oder kinderfreundlichere Angebote bieten.


Menschen wollen ihren Besuch nicht wiederholen.

Ebenfalls kritisch ist es, wenn Besucher das Museum bereits kennen, aber nach einem Besuch nicht wieder kommen. Vielleicht waren sie mit den Inhalten des Museums nicht zufrieden und Erwartungen wurden enttäuscht.

Möglicherweise war das Angebot für Kinder nicht ansprechend oder das Aufsichtspersonal unfreundlich.

Vielleicht wurde den Besuchern aber auch im Anschluss an ihren ersten Besuch kein Grund geboten, noch einmal wieder zu kommen – etwa durch die Information über neue Ausstellungen oder weitere Veranstaltungen.


Forschung zu Museumsbesuchern und Nichtbesuchern

Die meisten Museen setzen sich damit auseinander, wie sie Besucher noch besser erreichen und langfristig für sich interessieren können. Ein wichtiges Instrument, um diese Frage zu beantworten, bietet hier die Besucherforschung. Um Besucher verstärkt in den Blick zu nehmen und sich mit ihren Bedürfnissen und Perspektiven auseinanderzusetzen, hat der Deutsche Museumsbund den Leitfaden „Hauptsache Publikum! Besucherforschung für die Museumspraxis“ herausgegeben. Diese Publikation war der Vorläufer des bundesweiten Netzwerks Besucherforschung e.V., das Ende August 2022 gegründet wurde. Ziel des Netzwerks ist es, Besucher- und Publikumsforschung in den Museen zu stärken, Besucherforschung zu einer breiten, wissenschaftlich fundierten Anwendung zu bringen und Wissenstransfer zwischen Museen, Forschungseinrichtungen und Universitäten zu fördern. Ein wichtiger Aspekt sollte hier auch die Forschung zu Nichtbesuchern sein.

Um diese Besuchergruppe ging es u.a. in der Studie „Le public des musées en 2020“, die im Juli 2022 vom Kulturministerium von Luxemburg vorgestellt wurde. An der Umfrage zur nationalen Museumspraxis nahmen rund 2.000 Einwohner von Luxemburg via Online-Formular teil. Unterschieden wurde dabei zwischen Menschen mit EU-Nationalität und Menschen mit Luxemburger Staatsangehörigkeit sowie Portugiesen (die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in Luxemburg). In der ersten Gruppe waren 74 % Museumsbesucher, in der zweiten Gruppe waren es 58 % und von der dritten Gruppe besuchten nur 43 % Ausstellungshäuser im Land. Was nicht überrascht: Bei den Museumsgängern handelt es sich vor allem um Menschen, die selbst oder deren Eltern mindestens ein Hochschulstudium absolviert haben.

Die Studie zeigt, dass auch in Luxemburg soziale Barrieren dafür verantwortlich sind, dass nicht mehr Menschen Ausstellungen besuchen. 73 % der Befragten, die nicht ins Museum gehen, nannten als Grund, dass sie generell nie Museen besuchen. Weitere Gründe der Nichtbesucher waren eine zu geringe Kenntnis über das Angebot, zu wenig Zeit oder das Gefühl, dass Museen nichts für sie sind. Zu hoher Eintritt wurde kaum als Grund genannt. Übrigens gaben 32 % aller Menschen aus der Gruppe der Nichtbesucher an, dass sie generell nichts zu einem Museumsbesuch bewegen könnte.

Wenn Museen also darüber nachdenken, wie sie weite Bevölkerungsschichten zu Besuchenden machen können, muss immer auch berücksichtigt werden, dass man nie alle erreichen wird, da manche einfach kein Interesse haben werden. Nicht jeder Nichtbesucher lässt sich also in einen Museumsbesucher verwandeln.


Header-Bild: Angelika Schoder – Louvre, Paris 2022


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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