[Werbung] Museen befinden sich schon seit Jahren in einem kontinuierlichen Prozess der Digitalisierung, besonders im Bereich der Wissensvermittlung. Von zunehmender Bedeutung wird hier das Prinzip des Bring Your Own Device (BYOD). Mittlerweile hat fast jeder Museumsbesucher ein Smartphone bei sich – warum sollten Museen also hierauf nicht zurückgreifen, wenn es um die Bereitstellung von Inhalten geht? Die Medieninhalte, die bisher vor Ort in Ausstellungen mit Hilfe von Hörstationen, interaktiven Displays und Audioguides über Leihgeräte angeboten wurden, können schließlich auch auf dem Smartphone der Besucher zugänglich gemacht werden. Museen können sich so auf die Erstellung der Inhalte konzentrieren und müssen keine eigene technische Infrastruktur mehr bereitstellen. Dies spart nicht nur Installations- und Wartungskosten. Durch die Corona-Krise kommt ein weiterer Aspekt hinzu: die Hygiene. Mit welchen Veränderungen sich Museen seit Corona konfrontiert sehen und wie Institutionen hierauf reagieren können, auch um Einnahmen zu generieren, darüber sprachen wir mit Audioguide-Expertin Rosa Sala von Nubart.
Alles anders nach Corona
Viele Museumsbesucher möchten sich nicht nur in den ästhetischen Eindrücken von Kunst- und Kulturschätzen verlieren und gedankenlos durch Ausstellungen streifen. Sie sind wissbegierig und möchten mehr erfahren: über die Hintergründe von Sammlungen, über die Zusammenhänge in Ausstellung oder über die Geschichte der Institutionen. Um diesen Wissensdurst zu stillen, bieten die meisten Museen nicht nur Flyer und gedruckte Publikationen an, sondern auch Führungen, Audioguides als Leihgeräte, Hörstationen und interaktive Touch-Displays, die es dem Museumspublikum ermöglichen, zusätzliche Informationen zu erhalten.
Spätestens seit der Corona-Pandemie stehen letztgenannte Angebote jedoch auf dem Prüfstand: Lohnt sich für das Museum das Angebot einer Gruppenführung finanziell überhaupt noch, wenn die Gruppe aufgrund notwendiger Abstandsregeln nur aus sehr wenigen zahlenden Besuchern bestehen kann? Wie geht man mit Audioguide-Geräten um, die von den Museumsbesuchern angefasst, am Ohr befestigt oder ins Gesicht gehalten werden? Ist eine anti-virale Desinfektion zuverlässig möglich, ohne das Material der Geräte langfristig zu beschädigen? Rechnet sich der personelle Mehraufwand, der damit verbunden ist? Und wollen die Besucher diese Geräte überhaupt noch ausleihen – oder trauen sie den Hygienemaßnahmen nicht so recht?
Auch die Bereitstellung von Inhalten über interaktive Touch-Displays und Hörstationen wird in Zeiten von Corona-bedingten Hygiene-Konzepten schwierig. Touch-Bildschirme und Kopfhörer an Hörstationen können nicht ständig nach der Berührung der Besucher desinfiziert werden und bleiben aktuell in fast allen Museen deaktiviert. Die Corona-Situation stellt Museen hier also vor ganz neue Herausforderungen, ein Hygienekonzept zu erarbeiten in Bezug auf Gegenstände und Flächen, die von zahlreichen Besuchern angefasst werden.
Die Pandemie als Katalysator der Digitalisierung
Schon lange setzen viele Museen auf digitale Angebote, um ihre Inhalte auch auf den Smartphones der Museumsbesucher bereitzustellen. Das Prinzip nennt sich Bring Your Own Device, kurz BYOD. Während früher hierbei eher nutzerorientierte Überlegungen eine Rolle spielten, kommen seit den in Museen veränderten Bedingungen durch COVID-19 nun auch hygienische Aspekte hinzu.
Es bringt zahlreiche Vorteile, wenn Besucher die Inhalte des Museums über ihr Smartphone jederzeit in der Ausstellung, aber auch noch von zu Hause aus nutzen können oder Spracheinstellungen individualisierbar sind. So gibt es kein Gedränge an Displays oder Hörstationen in den Ausstellungsräumen und man spart die technische Infrastruktur und deren Wartung im Museum. Wenn jeder Besucher heute ein eigenes Gerät mit in die Ausstellung bringt, warum sollten Museen dies schließlich nicht nutzen?
Die Bereitstellung digital verfügbarer Inhalte
Längst sind Smartphones nichts mehr für „die Jugend“. Von Schulkindern bis hin zu Senioren, fast jeder Mensch, der heute ein Museum betritt, hat ein Handy dabei, das ausleihbare Audioguides, Touch-Displays, Hörstationen, aber auch Info-Flyer oder Saaltext-Broschüren eigentlich überflüssig macht. Welche Vorteile das Prinzip Bring Your Own Device für Museen bieten kann, darüber sprachen wir jetzt mit Rosa Sala, Audioguide-Spezialistin von Nubart.
Frau Sala, die Corona-Krise macht in Museen neue Hygiene-Konzepte notwendig. Dies gilt auch für die Bereitstellung von Audioguides und für das Angebot an Hörstationen und Touch-Displays in Ausstellungen. Warum hat vor diesem Hintergrund das Thema Bring Your Own Device nun noch einmal einen größeren Stellenwert bekommen?
Rosa Sala: „Das derzeitige Hauptproblem bei Geräten für Audio- und Gruppenführungen, aber auch bei Kopfhörern an Hörstationen ist, dass es sich um öffentliche Geräte handelt: sie werden von einem zum anderen Besucher weitergereicht. Besonders brisant in der aktuellen Situation seit Corona ist, dass die Geräte nah am Gesicht genutzt werden – ein sensibler Bereich, wenn es um Infektionswege geht. Um die Geräte entsprechend der notwendigen Hygiene-Maßnahmen zu reinigen, sind ziemlich aggressive, anti-virale Desinfektionsmittel notwendig, denn die üblichen antibakteriellen Mittel sind nicht gegen Viren wirksam. All dies hat in einigen Ländern, wie z.B. Spanien, zu einem vollständigen Verbot von Audioguide-Geräten in Museen geführt.
Bei den Touch-Displays handelt es sich ebenfalls um öffentliche Geräte. Sie werden kontinuierlich abgespielt und sind in der Regel im ganzen Museum verteilt. Es ist für das Museumspersonal fast unmöglich, ständig zu überwachen, ob die Geräte zwischen den Nutzungen ausreichend desinfiziert worden sind. Das ist aber entscheidend, denn glatte Oberflächen wie Glas oder Bildschirme ermöglichen eine lange Lebensdauer der Corona-Viren, die laut der neuesten Studien bis zu 28 Tage betragen kann, also 10 Tage länger als die des Grippe-Virus.
Private Geräte, etwa das eigene Smartphone, haben hinsichtlich der Hygiene einen entscheidenden Vorteil, denn diese nutzen Besucher in der Regel alleine und geben sie nicht aus der Hand. Indem Museen auf Bring Your Own Device setzen, kann also das Infektionsrisiko für Besucher stark reduziert werden, ohne dass Museen auf ihre Medieninhalte verzichten müssen. Jede Lösung, bei der die Besucher das eigene Handy verwenden, ist daher im Kontext der Corona-Pandemie alleine schon aus hygienischen Gründen zu bevorzugen. Viele Besucher begrüßen es aber auch generell, Audio- oder andere Medieninhalte auf dem eigenen Handy zu nutzen und sich nicht extra ein Gerät ausleihen zu müssen oder Bildschirme berühren zu müssen, die auch andere Besucher nutzen.“
Mit Nubart bieten Sie ein Guide-System, mit dem sich Museen auf die neuen, durch Corona notwendig gewordenen Hygienemaßnahmen einstellen können. Das System bietet aber auch noch weitere Vorteile gegenüber klassischen Audioguides, die bisher von vielen Museen als Leihgerät angeboten werden…
Rosa Sala: „Die Nubart-Guides sind über kleine Karten aus Karton oder Bio-PVC zugänglich, die Besucher im Museum nutzen, aber dann auch als Andenken mit nach Hause nehmen können. Wer den Guide aktivieren möchte, scannt den auf der Karte gedruckten QR-Code mit seinem Handy oder kann den Code auch von Hand eintippen. Der damit verbundene Ausstellungs- oder Museumsguide kann also anonym genutzt werden, ohne dass sich Besucher umständlich registrieren müssen und auch ohne dass eine App heruntergeladen werden muss. Das macht die Nutzung dieses Guide ganz einfach, denn die Besucher können über den Code auf den Nubart-Karten alle vom Museum zur Verfügung gestellten Inhalte im Browser auf ihrem eigenen Smartphone abrufen.
Für das Museum entfällt so die Notwendigkeit, eigene Leihgeräte zur Verfügung zu stellen, diese auszugeben und wieder einzusammeln, sie zu desinfizieren und zu reparieren, die Batterien aufzuladen etc. Das spart sehr viele Ressourcen im Haus. Gerade in der aktuellen Corona-Krise, die viele Museen finanziell belastet, bietet der Nubart-Guide aber auch eine Möglichkeit für Museen, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Da jede Karte einen individuellen Code enthält, der zwischen Museumsbesuchern nicht übertragbar ist, können die Guides auch verkauft werden, zusammen mit dem Museumseintritt. Doch auch andere Wege, mit dem Guide Einnahmen zu generieren, sind möglich. Die bedruckbare, personalisierbare Oberfläche der Karte ermöglicht es den Museen auch, hier Sponsoren zu präsentieren, etwa mit deren Logo. Museen können so Partnerschaften mit Unternehmen eingehen und eine zusätzliche Werbefläche bieten. Die Karten könnten sogar in Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen oder mit der Gastronomie für Rabatt-Aktionen genutzt werden.
Ein weiterer Vorteil der Nubart-Guides ist die hohe Nutzungsrate gegenüber anderen Medienangeboten in Museen: Zwischen 40 und 65 Prozent der Besucher nutzen den Guide, wenn die Karte im Eintrittspreis bereits enthalten ist. Wenn der Guide zusätzlich zum Eintritt an der Kasse erworben werden muss, liegt die Nutzung bei 8 bis 11 Prozent. Neben der sehr guten Nutzungsrate sind Museen zudem hier auch inhaltlich sehr flexibel. Das System ermöglicht es, nicht nur Audioguides für die Smartphones der Besucher zur Verfügung zu stellen, sondern auch andere Medieninhalte, wie etwa Videos, PDFs, Bild-Karusselle, Karten mit Geolokalisierung und vieles mehr. Eine weitere Stärke ist die mögliche Mehrsprachigkeit. Wenn ein Museum etwa Erklärvideos oder Videoinstallationen auf Displays zeigt, können die Nubart-Gudies auf den Smartphones der Besucher eine zum Video synchronisierte Tonspur abspielen, und zwar in allen angebotenen Sprachen. Dadurch erübrigen sich hygienisch bedenkliche Hörstationen.“
Durch die Corona-Pandemie mussten die Museen monatelang schließen, was zu einem erheblichen Verlust an Einnahmen geführt hat. Bis heute können in einigen Museen zudem noch keine Besucherführungen angeboten werden – oder nur mit wenigen Teilnehmern, was den Einnahmeverlust noch weiter verstärkt. Können Institutionen diese Verluste durch das Angebot von digital verfügbaren Inhalten ein Stück weit auffangen?
Rosa Sala: „Statt Führungen anzubieten, können Museen ihre Inhalte natürlich digital zur Verfügung stellen, etwa in Form von Apps. Die Entwicklung ist allerdings teuer und es fallen auch laufende Kosten für Aktualisierungen an. Einen Einnahmeverlust können Museen so eher nicht auffangen, denn die Download-Rate von Museums-Apps ist häufig so niedrig, dass es kaum eine andere Wahl gibt, als sie kostenlos anzubieten. Zudem erreicht die Nutzungsrate von Apps selten mehr als 2 Prozent der Museumsbesucher.
Eine andere Möglichkeit wäre, Inhalte auf der Museumswebsite zur Verfügung zu stellen. Nicht alle Museen haben jedoch die technische Möglichkeit, hier multimediale Inhalte wie Audioguides einzubinden. Zudem würde die Bereitstellung der Inhalte hier kostenlos erfolgen. Einnahmen könnte ein Museum also auf diese Art auch nicht generieren.
Der Verkauf der Nubart-Guides fürs Smartphone kann hier eine Alternative sein. Ich denke, dass das Publikum gerade in der aktuellen Krisenlage bereit wäre, die Museen durch den Kauf eines Audio- oder Media-Guides an der Kasse zu unterstützen. Vor allem, wenn sie wissen, dass die Inhalte auch nach dem Besuch noch online zugänglich sind und von zu Hause aus erneut angeschaut oder angehört werden können.
Auch das Problem, dass aufgrund der aktuell geltenden Abstandsregeln keine größeren Gruppenführungen angeboten werden können, lässt sich mit dem Guide lösen. Seit kurzem gibt es bei Nubart nämlich die Möglichkeit, ein digitales System für Gruppenführungen zu nutzen. Dieses Angebot kann sowohl in den generellen Guide integriert werden, der von jedem Museumsbesucher genutzt werden kann, oder speziell zu Gruppenführungen auch als separate Karte an die Teilnehmer ausgeteilt werden. Über den Code auf der Nubart-Karte können Teilnehmer über ihr Smartphone dem Museumsführer zuhören, während sie ausreichend Abstand zu anderen Teilnehmern der Führung halten. Damit spricht eigentlich nichts mehr dagegen, dass Museen wieder größere Gruppen von bis zu 20 Personen zuzulassen und damit auch wieder Einnahmen zu generieren.
Was Museen auch finanziell helfen könnte ist, dass im Nubart-Guide mehrere Audio- oder Media-Guides auf einer Karte integriert werden können. Über einen Code hätten Museumsbesucher so Zugriff auf die Inhalte mehrerer Museen. So könnte sich etwa eine Reihe an Institutionen zusammenschließen und sich die Kosten teilen. Es könnte in diesem Fall sogar noch ein zusätzliches Modul in den Guide integriert werden, das eine geolokalisierte Stadtführung ermöglicht. Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit, um zusätzliche Unterstützung von der lokalen Tourismusstelle zu erhalten.
Um Museen entgegenzukommen, die nur wenig Mittel haben, besteht auch die Möglichkeit den Nubart-Guide auf der Basis einer Einnahmenbeteiligung zu nutzen. Das Museum bekommt hier den Audioguide, samt Inhaltsproduktion, komplett gestellt – ohne Vorabkosten. Voraussetzung hierfür ist, dass das Museum eine bestimmte jährliche Besucheranzahl aufweist. Auch große Anbieter von Audioguide-Leihgeräten bieten zwar solche Modelle an; bei Nubart ist die Schwelle für die Besucheranzahl allerdings deutlich niedriger und kommt so für mehr Museen infrage.“
Gerade seit durch Corona viele ausländische Touristen fehlen, befasse sich einige Museen noch intensiver mit dem Thema Besucherforschung. Dadurch sollen auch Potenziale identifiziert werden, welche Besuchergruppen nun stärker angesprochen werden können. Kann das System von Nubart auch helfen, bessere Einblicke in die Besucherstruktur und zu besonders nachgefragten Inhalten zu erhalten?
Rosa Sala: „Die Tatsache, dass jede Nubart-Karte einen individuellen Code hat, ermöglicht es den Museen, besonders zuverlässige Daten über das Verhalten der Guide-Nutzer zu sammeln. Es können auch statistische Daten erfasst werden, wie z.B. Herkunftsland oder Muttersprache. Diese Daten werden in aggregierter und völlig anonymer Form aus den Browser-Einstellungen erfasst, wenn Museumsbesucher den Guide auf ihrem Smartphone nutzen. Museen können eine ungefähre Angabe darüber erhalten, wie lange sich Besucher mit dem Audioguide beschäftigen, indem die Zeit zwischen dem ersten und dem letzten Klick berechnet wird. Natürlich erfährt man zudem, welche Tonspuren oder Multimedia-Elemente am häufigsten angehört wurden, wie viele Benutzer pro Stunde und pro Tag den Guide genutzt haben usw.
Darüber hinaus enthält jeder Guide eine kurze Umfrage. Das Museum kann unter einer Liste von Fragen auswählen und so vom Besucher zusätzliche Informationen erhalten, wenn dieser die Umfrage ausfüllt. Alle diese Daten werden aggregiert, anonym erfasst und natürlich DSGVO-konform verarbeitet. Mit diesen Informationen können selbst die Museen, die sich teure Besucherbefragungen nicht leisten könnten, eine gute Informationsbasis erhalten, um ihre eigenen Strategien zu entwickeln. Dazu müssen sie einfach nur den Guide unter die Besucher bringen.“
Vielen Dank für das Interview.
Bring Your Own Device: Die Zukunft der Vermittlung von Inhalten
Hieß es früher noch in vielen Museen: Handys verboten! ist es längst an der Zeit umzudenken. Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist es für Museen sinnvoll, auf das Prinzip Bring Your Own Device zu setzen und Inhalte direkt auf den Smartphones der Besucher zur Verfügung zu stellen.
Ob man nun auf eine Museums-App setzt (was allerdings auch einige Herausforderungen mit sich bringt), ob man Inhalte gratis auf der eigenen Website zur Verfügung stellt, oder ob man aus Ressourcen-Gründen Drittanbieter wie Nubart nutzt: Die Zeit von Hörstationen, interaktiven Displays und Audioguides auf Leihgeräten in Museen ist gezählt, seit Besucher alle Informationen auf dem eigenen Smartphone nutzen können.
Dieser Beitrag entstand im Auftrag von Nubart.
Bilder: Angelika Schoder – Wismar, Wien, Frankfurt, 2020 / Mockups zur Verfügung gestellt von Nubart
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Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
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