Parasiten: Life Undercover im Naturhistorischen Museum Basel

Die Ausstellung „Parasiten: Life Undercover“ im Naturhistorischen Museum Basel nimmt die Besucher mit in eine faszinierende Welt.

Die Ausstellung "Parasiten: Life Undercover" im Naturhistorischen Museum Basel nimmt die Besucher mit in eine faszinierende Welt.

[Pressereise] Die Ausstellung „Parasiten: Life Untercover“ im Naturhistorischen Museum Basel nimmt die Besucher mit in eine faszinierende Welt. Das Thema der Ausstellung ist spannend gewählt, es provoziert und polarisiert – und fasziniert deshalb umso mehr. Hier kommt man Bandwürmern, Bettwanzen und Flöhen ganz nah, glücklicherweise aber auf eine rein wissenschaftliche und unterhaltsame Art und Weise. Die farbenfrohe Ausstellung, die Kinder ebenso wie Erwachsene anspricht, schafft es ausgezeichnet ihr Thema dem Besucher anschaulich zu vermitteln.


Niemand lebt wirklich allein. Zahlreiche Parasitenarten begleiten uns, saugen unser Blut und rücken uns auf den Pelz. Parasiten können Krankheiten und Verderben mit sich bringen und ihre Wirte zu willenlosen Sklaven der eigenen Interessen machen. Sie sind aber auch entscheidende Triebfedern der Evolution.

Parasiten: Life Undercover

Bandwürmer und Bettwanzen im Museum

Die Ausstellung thematisiert, wo der Mensch in Berührung mit Parasiten kommt, wobei der Begriff „Parasit“ weit gefasst ist, denn es geht nicht nur um Insekten und Würmer, sondern auch um parasitär lebende Säugetiere, Vögel und Fische sowie um Viren, die Krankheiten und ganze Epidemien auslösen. Nur parasitäre Pflanzen und Pilze werden ausgeklammert.

Die Botschaft der Ausstellung lautet:

„Ob im Fell unserer Haustiere, auf Tropenreisen oder in ungekochten Speisen: Parasiten lauern überall.“

Dabei werden folgende Fragen in der Ausstellung diskutiert:

  • Welche verschiedenen Arten von Parasiten gibt es und wie ist ihr Lebenszyklus?
  • Machen Parasiten immer krank oder können ihre Fähigkeiten in der Medizin auch positiv genutzt werden?
  • Beeinflussen die Globalisierung und der Klimawandel die Verbreitung von Parasiten?
  • Wie kann man sich vor Parasiten schützen oder die durch sie verursachte Krankheiten bekämpfen?

Eine Wanderausstellung mit Schweizer Kooperation

Bei „Parasiten – Life Undercover“ handelt es sich um eine Wanderausstellung. Ursprünglich wurde die Ausstellung vom Museum für Naturkunde Berlin konzipiert; dort wurde sie auch erstmals vom 4. Mai bis zum 25. Juli 2010 gezeigt. Die gelungene inhaltliche Ausstellungskonzeption hat also das Berliner Museum zu verantworten. Das Naturhistorische Museum Basel hat nun zur Wanderausstellung einen zusätzlichen Ausstellungsraum hinzugefügt, um einen lokalen Bezug zu Basel herzustellen. Im neuen letzten Raum der Ausstellung werden nun aktuelle Forschungsinhalte des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) in Basel vermittelt. Anlass für diese Zusammenarbeit ist das 70. Jubiläum des Instituts und eben der Lokalbezug.

Das Swiss TPH in Basel widmet sich in Forschung und Lehre der Gesundheit in südlichen Ländern, aber auch in Europa und insbesondere der Schweiz und bietet hierzu verschiedene Dienstleistungen an. Im Zentrum der Forschung stehen Tropen- und sogenannte Armutskrankheiten, wie Malaria, Wurminfektionen, Tuberkulose, aber auch HIV. Das Institut bietet auch Beratung zur Verbesserung der medizinischen Versorgung in verschiedenen Ländern an, so sind rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Swiss TPH in über 60 Ländern tätig.


Die Schwerpunkte der Ausstellung

Die Ausstellungskuratoren des Museums für Naturkunde in Berlin haben sich nicht nur bei der Konzeption, sondern auch bei der gestalterischen Umsetzung der Ausstellung einiges einfallen lassen, um das inhaltlich teilweise hoch komplexe Thema ansprechend umzusetzen – denn schließlich sind die meisten Exponate winzig klein.

Die Ausstellung beinhaltet zwar detailgenaue Modelle, wie eine um das 60-fach vergrößerte Stechmücke, und aufwändig präparierte Wirtstiere mit ihrem Parasiten, wie z.B. ein Schaf, das von einer Fledermaus gebissen wird, aber vor allem faszinieren doch die Plastinate von Parasiten, die nur wenige Millimeter groß sind. Dieser Einschluss in Acryl wurde als Konservierungsart gewählt, damit die Exponate unproblematisch mit der Wanderausstellung reisen können, sie ermöglichen aber auch einen ganz nahen Blick auf Würmer, Zecken und Co. Insgesamt sind 50 dieser in Resin konservierten kleinen Exponate in der Ausstellung zu sehen; diesen stehen 5 Parasiten-Modelle und 30 präparierte Tiere gegenüber, die meist das Parasiten-Wirtstier-Verhältnis in einer noch nie zuvor gezeigten Art und Weise veranschaulichen.

Das Museum für Naturkunde Berlin hat für die Ausstellung, laut Informationsplan, konzeptionell 10 Themenstationen vorgesehen. In Basel wird diese Aufteilung in 9 Bereichen übernommen, von Parasiten und Evolution über Reproduktionsstrategien und Parasiten bei Heimtieren bis hin zu urbanen Lebensräumen.


Die Gestaltung der Ausstellung

Eine Wanderausstellung stellt jedes Gastgeber-Museum vor die besondere Herausforderung, die Kernausstellung so anzupassen bzw. die Exponate so in Szene zu setzen, dass etwas Eigenes bzw. etwas Neues entsteht. Diese szenografische Anpassung ist in Basel sehr gut gelungen. Die nun 6 Räume umfassende Ausstellung wurde von EMYL GmbH aufwändig gestaltet. „Parasiten: Life Undercover“ ist so in der Schweiz zu einer fröhlichen und bunt gestalteten Ausstellung geworden. Die vom Berliner Museum für Naturkunde konzipierten Inhalte wurden, wie bereits erwähnt, zudem durch die Präsentation der Arbeit des Swiss TPH ergänzt, wofür eine etwas andere Gestaltung gewählt wurde, die sich vom Rest der Ausstellung abgrenzt.

Während die übrige Ausstellung mit den Exponaten des Berliner Museums für Naturkunde in 5 Räumen leuchtend bunt gestaltet ist, ist der 6. Raum, in dem es um die Arbeit des Swiss TPH geht, in schlichtem, fast weißem Hellblau gestaltet. Zur Ausstellung wird der Raum durch ein Moskito-Netz abgegrenzt, die Rückwände des Raumes sind mit kleinen Löchern durchbrochen, die wahlweise an Einstichlöcher oder an Löcher im Moskito-Netz erinnern.

Auf einem großen Tisch sind mit Einstechkarten verschiedene Themengebiete markiert – diese lassen sich herausnehmen, damit auch Kinder die Karten lesen können, die nicht groß genug sind, um sich über den Tisch zu beugen. Auch Parasiten lassen sich hier betrachten – allerdings nicht in Acryl eingelassen dargestellt, wie in der Wanderausstellung. Hier sind kleine Tiere, wie z.B. Stechmücken, in den Tisch integriert und lassen sich so „unter die Lupe nehmen“.


Das Rahmenprogramm zur Ausstellung

Zur Ausstellung „Parasiten: Life Undercover“ bietet das Naturhistorische Museum Basel ein umfangreiches Rahmenprogramm an. Sonntags finden stets Führungen statt, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museums angeboten werden. Bei meinem Besuch der Ausstellung hatte ich das Glück, an einer Führung teilzunehmen, die von einem Experten des Swiss TPH durchgeführt wurde. Diese Expertenführungen werden immer am letzten Sonntag im Monat angeboten.

Für Schulklassen bietet das Naturhistorische Museum Basel zudem eine Fülle an pädagogischen Materialien an, wie etwa Arbeits- und Lösungsblätter, die sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch zur Verfügung gestellt werden und auf Sekundarstufe I oder II abgestimmt sind. Die Materialien sind in Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern sowie unter Rücksprache mit einem Dozenten der Fachdidaktik Biologie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) entstanden. Auch Lehramt-Studierende konnten durch die Ausarbeitung der Lehrmaterialien Studienleistungen einbringen. Darüber hinaus werden, nach Vereinbarung, in Basel zwei verschiedene Schülerführungen angeboten, abgestimmt auf Klasse 6-9 oder ab Klassenstufe 10.


Parasiten: Life Untercover

24.10.2014 bis 26.04.2015
Naturhistorisches Museum Basel

musermeku dankt der Kunsthalle Karlsruhe, der Karlsruhe Tourismus GmbH sowie Art & Design Museums Basel für die Einladung nach Basel und für die Übernahme der Kosten der Reise.


Bilder: Angelika Schoder – Naturhistorisches Museum Basel, 2014


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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