[Pressereise] Soziale Medien haben unseren Zugang zu Kunst verändert. Auf Instagram, Pinterest, Facebook & Co. sind Kunstwerke für uns jederzeit zugänglich, ob es sich nun um die Werke Alter Meister handelt oder um die Arbeiten junger Künstler. Und weil soziale Medien eben „social“ sind, kann man hier sogar mit zeitgenössischen Künstlern in Kontakt treten, Fragen stellen und sich über die Kunst austauschen. Doch soziale Medien sind nicht nur virtuelle Orte, die einen Zugang zu Kunst und einen Dialog über Kunst ermöglichen. Zunehmend wird Social Media auch selbst zum Kunstgegenstand. Die Ästhetik der sozialen Netzwerke wird von Künstlern aufgegriffen, sie spielen mit den Mechanismen der Plattformen und hinterfragen mit ihren Arbeiten auch, wie soziale Medien unsere Gesellschaft beeinflussen. Das Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt jetzt in der Ausstellung „Link in Bio. Kunst nach den sozialen Medien“ über 50 Arbeiten, die sich damit auseinandersetzen, wie sich Produktion und Rezeption von Kunst im Zeitalter sozialer Medien verändern.
Net Art, Post-Internet Art und Social Media Art
Die Vertreter der Net Art in den frühen 1990er Jahren glaubten noch, dass das Internet die klassischen Kunstinstitutionen obsolet mache könnte. Netzkunst, also die künstlerische Arbeit mit digitalen Netzen und Internetdiensten im World Wide Web, schien grenzenlose Möglichkeiten zu bieten, rein digitale Kunst weltweit zugänglich zu machen.
Der Künstler Evan Roth fasst die Idee so zusammen:
„The internet has allowed more and more individuals to become makers, participants, and viewers of the art, and it presents artists with the opportunity to speak to the equivalent of a packed football stadium.“ [1]
Evan Roth
Die nächste Generation von Künstlern befasste sich dann eher mit der Erforschung der Netzkultur und reagierte in ihren Werken auf die technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des Internet. Die Wurzeln dieser Post Internet Art werden, ähnlich wie bei der Netzkunst, in Kunstströmungen wie Dada oder Fluxus verortet. Doch anders als ihre Vorgänger, produzieren die Vertreter der Post Internet Art ihre Werke nicht primär für das Internet. Denn das Netz konnte, anders als von den Net Art Akteuren erhofft, Institutionen wie Museen und Galerien nicht ablösen. Diese Kunst hat also durchaus die klassischen Kunstinstitutionen und physische Kunsträume wieder im Blick.
Den Begriff der Post Internet Art prägte die Künstlerin und Theoretikerin Marisa Olson:
„Everything that I do unfolds from my major, hardcore obsession with pop music and cultural distributive communication technologies. I’m going to toggle back and forth between video and internet because some of the internet art that I make is on the internet, and some is after the internet.“ [2]
Marisa Olson
Eine Synthese der Ideen aus Net Art und Post Internet Art zeigt sich in der Social Media Art. Künstler greifen hier die Ästhetik, die sozialen Mechanismen und die technischen Möglichkeiten von Twitter, Instagram oder YouTube in ihren Arbeiten auf und nutzen soziale Medien auch selbst als Plattform, um ihre Werke zu zeigen. Die Idee der Netzkunst, dass das Internet die Kunstwelt demokratisieren könnte, steht noch im Raum. Doch es herrscht auch ein deutliches Bewusstsein, dass soziale Netzwerke längst von Algorithmen dominiert werden.
Der Künstler Sebastian Schmieg fasst das Dilemma im Interview zur Ausstellung „Link in Bio“ zusammen:
„Es bestand in der Netzkunst die Hoffnung, dass man online die klassischen Gatekeeper der Kunstwelt umgehen kann. Aber soziale Netzwerke wie Instagram sind letztendlich auch nur wieder Gatekeeper, die Zugang herstellen oder verwehren. […] Man tritt in den sozialen Medien ja in einen Wettkampf, wird algorithmisch sortiert und die Frage ist: Wer ist dann wirklich sichtbar und wer nicht?“ [3]
Sebastian Schmieg
Link in Bio
Die Formulierung „Link in Bio“ verweist auf das Dilemma, dass auf der Social-Media-Plattform Instagram in Beiträgen keine Links platziert werden können. Wer die Nutzer auf weiterführende Inhalte leiten möchte, kann dies nur an einer Stelle tun: in der Profilbeschreibung des Accounts, der sogenannten Biografie (kurz: Bio). Im Prinzip möchte Instagram nicht, dass Nutzer die Plattform über einen Link verlassen – der Link in Bio ist hier der einzige Ausweg.
Die von Anika Meier kuratierte Ausstellung „Link in Bio. Kunst nach den sozialen Medien“ ist als Fortsetzung zur Ausstellung „Virtual Normality. NetzkünstlerInnen 2.0“ zu verstehen, die 2018 im Museum der bildenden Künste Leipzig gezeigt wurde. „Link in Bio“ versammelt über 50 Arbeiten von Künstlern wie Arvida Byström, Andy Picci, Sebastian Schmieg, Constant Dullaart, Oli Epp, Nadja Buttendorf, Andy Kassier oder Leah Schrager. Sie alle setzen sich in Installationen, Fotografien, Skulpturen, Videos und Gemälden damit auseinander, welche Einflüsse soziale Medien auf die Produktion und Rezeption von Kunst ausüben.
Netzkunst im Internet-Café
Heute besitzt fast jeder ein Smartphone, Datentarife sind in den meisten Mobilfunk-Verträgen enthalten und an vielen Orten ist WLAN verfügbar. Der Zugang zum Internet ist also im Prinzip jederzeit möglich. Noch vor 10 Jahren war das nicht selbstverständlich. Um online zu gehen, gab es damals noch Internet-Cafés an jeder Straßenecke, zumindest in größeren Städten. An diese Zeit erinnert das Konzept der „Speed Show“ von Aram Bartholl: Ein Internet-Café wird zum Ausstellungsraum für Netzkunst.
Der Medienkünstler entwickelte das Ausstellungsformat im Jahr 2010, das sich heute noch umsetzen lässt:
- Man mietet alle Computer in einem Internet-Café für einen Abend.
- Alle Werke der teilnehmenden Künstler müssen online zugänglich sein. Über den Browser ruft man diese auf.
- Die Ausstellung findet während der normalen Öffnungszeiten des Internet-Cafés statt und ist öffentlich zugänglich.
Bartholl lud zwischen 2010 und 2016 in Internet-Cafés auf der ganzen Welt zu solchen „Speed Shows“ ein. Im Jahr 2019 wiederholte er das Format in Berlin unter dem Titel „Face the Face. A Speed Show on the Post-Digital Self“, gemeinsam mit Anika Meier. Im Rahmen der Ausstellung „Link in Bio“ ist eine „Speed Show“ nun im MdbK Leipzig zu sehen.
Gezeigt wird hier u.a. die Arbeit „Beauty_GAN“ vom Berliner Kollektiv Selam X. Hierfür wurden 17.000 Instagram-Bildern zu beliebten Beauty-Looks gesammelt, die einem GAN (Generative Adversorial Network) als Datenbasis dienten. Das Netzwerk besteht aus zwei künstlichen neuronalen Netzwerken: einem Generator, der Bilder erstellt, und einem Diskriminator, der diese Ergebnisse bewertet. Ziel ist es, ein neues Bild zu schaffen, dass den zur Datenbasis festgelegten Kategorien möglichst genau entspricht und nicht mehr von den Originalbildern unterschieden werden kann. Nach diesem Vorgehen wurde von Selam X bereits ein neues Bild der Influencerin Kylie Jenner geschaffen.
Kunst und Arbeit in sozialen Medien
Social Media ist nicht nur der Ort einer digitalen Verbundenheit mit anderen. Für Künstler ist es auch ein Ort, um gesehen zu werden und Bekanntheit zu erlangen. Doch das bedeutet auch einen Zwang, ständig Inhalte zu produzieren und damit permanent präsent zu sein. Diesen Einfluss macht der Schweizer Andy Picci in seiner Video-Installation „Let me out“ deutlich. Vielleicht geht es bei Kunst im Internet nicht so sehr um die Qualität eines einzelnen Werks, sondern eher um die fortwährende Performance des Künstlers. Und vielleicht ist bei der Kunst auch neuerdings ein entscheidendes Kriterium, ob sie „instagrammable“ ist. Gemäß dem Motto „ART LOOKS MUCH BETTER ON INSTAGRAM“ zeigt der deutsche Künstler Florian Kuhlmann eine wandgroße Textinstallation in der Ausstellung „Link in Bio“.
Wie in sozialen Medien eine falsche Realität vorgespielt wird, zeigt der Künstler Aram Bartholl mit einem modifizierten Bürostuhl. Der am Sitzmöbel montierte Hintergrund eines Strands mit Palmen ersetzt in einer Webcam-Session die triste Büro-Realität. Doch nicht nur an den schönen Schein des Arbeitsumfeldes wird gedacht. Die amerikanische Künstlerin Jillian Mayer macht sich auch um das Thema Haltungsschäden Gedanken, die das ständige Starren auf Smartphones und Bildschirme verursachen kann. Ihre vermeintliche Lösung heißt „Slumpies“ (von engl. to slump = in sich zusammensacken) – sperrige Konstrukte, die den menschlichen Körper entlasten sollen, aber eigentlich völlig absurd wirken.
Kampf um Aufmerksamkeit und Identitätskrise
Die Währung in sozialen Medien sind Likes und Follower. Wer viele davon vorzuweisen hat, ist ein Influencer – also einflussreich und bedeutend. Ob die Zahlen ein Fake sind, ist nicht wichtig, die falschen Profile gehen ohnehin in einer anonymen Masse an Online-Nutzern unter. Die an einer Wand platzierten Fahnen mit dem Titel „Target Audience“ des niederländischen Konzeptkünstlers Constant Dullaart zeigen eine physische Realisierungen dieser Fake-Follower. Doch nicht nur Nutzerzahlen lassen sich fälschen. Auch eine Online-Präsenz muss nicht real sein. Unter dem Pseudonym Ona zeigt die amerikanische Künstlerin Leah Schrager, wie sich Frauen in Social Media dem männlichen Blick anbieten. Ihre Instagram-Performance trägt den Titel „An American Dream“. In der Geschichte lässt sie einen mysteriösen Geldgeber darüber entscheiden, welche Bilder von ihr den Weg ins Internet finden. Dies soll ihr zum Erfolg in der Kunstwelt verhelfen. In der Ausstellung „Link in Bio“ gibt eine Installation mit persönlchen Gegenständen von Ona einen Einblick in diese Welt.
Ebenfalls auf Instagram läuft die Langzeit-Performance von Andy Kassier mit dem Titel „success is just a smile away“. Hier geht es um die Geschichte eines von Erfolg und Geld getriebenen Entrepreneur, dessen Weg jedoch direkt in den Burnout führte. Neben dem Karriere-Typus spielt deshalb hier auch der Selbstfindungs-Typus eine Rolle. Das Konzept des Höher-Schneller-Weiter wird ergänzt durch ein Bedürfnis nach Selbstreflexion und Entschleunigung. Im Rahmen der Ausstellung „Link in Bio“ gewährt Kassier hierzu in einer aufwändigen Installation einen Blick in das Wohnzimmer seines Alter Ego, das sich zeitlich nur schwer verorten lässt. Hier finden sich Verweise auf ein von den 1980ern und 90ern geprägtes Leben, aber auch auf gegenwärtige Themen. In einer Performance zeigt Kassier den Bewohner dieses Raumes bei seiner Selbstfindung, etwa beim Malen pinker Palmen-Bilder.
Um das Spiel mit der Identität geht es auch in der Arbeit der dänischen Künstlerinnen Stine Deja und Marie Munk. Im Zentrum steht die Frage nach dem Menschlichen und Physischen in der digitalen Welt.
Kritischer Blick auf soziale Medien
Wo die Grenzen, Chancen, aber auch Gefahren zwischen Wissenschaft, Vorurteilen und Ideologie im Einsatz von Künstlicher Intelligenz liegen, hinterfragen der britische Künstler Thomas Webb und der deutsche Künstler Sebastian Schmieg. Während bei Thomas Webb der Gesichtsausdruck eines Betrachters analysiert und, nach einem Abgleich mit weiteren Daten, in Emojis übersetzt wird, steht bei Sebastian Schmieg in der Arbeit „Decisive Mirror“ die Analyse des Betrachters hinsichtlich verschiedener Charakteristika im Vordergrund, die allerdings für herkömmliche Systeme nicht ersichtlich sind, etwa Lebensfreude oder Vorstellungskraft.
In den Arbeiten der beiden Künstler werden Menschen auf ein Fragment reduziert – ein Symbol, das für den digitalen Ausdruck einer Emotion steht oder der Prozentsatz eines Persönlichkeitsaspektes. Hinterfragt wird in beiden Fällen die Praxis der digitalen Datenaggregation durch soziale Medien und Online-Plattformen. Denn neben der Erfassung und Kontextualisierung konkreter Daten, geht es dabei auch zunehmend um die Analyse von Emotionen und das Anlegen psychometrischer Profile von Nutzern. Das führt zu der Frage, wer die Macht über diese Daten hat und zu welchem Zweck diese genutzt werden können, auf sozialer und politischer Ebene. [4]
Ein düsteres Bild von sozialen Medien entwirft auch der deutsche Künstler Steffen Zillig mit seiner Video-Collage „Only Originals“. Hier mischt er Amateuraufnahmen einer politischen Rede des amerikanischen Rappers Kanye West mit Videomaterial von YouTube. Eskalierende Emotionen und narzisstisch-überdrehtes Verhalten treffen hier aufeinander. Es stellt sich die Frage, wie wir als Gesellschaft mit diesen Dynamiken umgehen können, die sich in Social Media manifestieren.
Schönheit und Macht
Ein Selfie ist mehr als ein Selbstportrait. Es ist eine kurze Statusmeldung, die als Momentaufnahme dient oder die auch als Kontaktaufnahme zu anderen genutzt werden kann. Mit der Skulptur „x=y=z“ vereint der spanische Künstler Filip Custic das Thema Selfie und den gemeinschaftsbildenden Aspekt von sozialen Medien. Eine dem Künstler ähnelnde Torso-Skulptur steht auf einem Wasser-Bassin; wie bei einem Wunschbrunnen kann hier Geld eingeworfen werden, das schließlich gespendet werden soll. Einen anderen Aspekt von Schönheit greift die deutsche Künstlerin Nadja Buttendorf auf. Ihre Videos kombinieren Technik- und Beauty-Tutorial, etwa „Soft Nails“, in dem ein in Social Media beliebter Trend zur Fingernagel-Gestaltung ad absurdum geführt wird.
Der belgische Künstler Tom Galle thematisiert in seiner Arbeit die Gefühle von Überforderung in unserer digitalisierten Gesellschaft. Gemeinsam mit Moises Sanabria und Alyssa Davis hat er die Logos bekannter Firmen in Waffen verwandelt. Ebenso wie eine Waffe sind Konzerne wie Facebook gefährlich und können der Gesellschaft durch ihre Macht schaden. Die Kritik daran erfolgt hier allerdings genau in dem System, das kritisiert wird – in Social Media. Der schwedische Konzeptkünstler Jonas Lund baute hingegen gleich selbst ein soziales Netzwerk auf. Im Projekt „Jonas Lund Token“ nutzt er die Blockchain-Technologie, um die Käufer einer eigenen Kryptowährung Einfluss auf seine Arbeit als Künstler nehmen zu lassen. Eine Art Demokratisierung der Kunstpraxis, die zur Diskussion über traditionelle Machtstrukturen anregt.
Physische und digitale Bildkulturen
In sozialen Medien sind Bilder eine Art der Kommunikation. Die deutsche Künstlerin Hannah Sophie Dunkelberg macht Fotografien jedoch wieder zu Objekten. Analoge Fotos werden in ihrer Installation „Silly Symphonies“ zur Oberfläche ihrer Skulpturen.
Viktoria Binschtok bleibt in ihrer Bilder-Serie „Cluster“ rein photographisch. Ausgehend von einem Original suchte sie über die Bildersuche im Internet nach ähnlichen Bildern, die sie schließlich wiederum fotografierte. Der österreichische Fotograf Thomas Albdorf arbeitet in seiner Serie „A Miss Is As Good As a Mile“ hingegen mit stereotypen Urlaubsbildern. Tatsächlich sind seine Bilder und Videos nicht real sondern computergeneriert. Eine Software analysiert originales Bildmaterial und ergänzt weitere Teile nach einem erlernten Muster.
Ganz real reiste die deutsch-albanische Künstlerin Anna Ehrenstein nach Albanien, um Frauen zu porträtieren, die soziale Medien für die emanzipatorische Konstruktion ihrer individuellen Welt nutzen. Auch in einem Projekt im Senegal hat die Künstlerin begleitet, wie sich die Erschließung von digitalen Räumen positiv auf analoge Räume auswirken kann und Frauen Selbständigkeit und Unabhängigkeit ermöglicht.
Technologie, Post-Digital Pop und Selbstdarstellung
Die schwedische Künstlerin Arvida Byström hinterfragt in ihrer Arbeit „Disembodied Daughter“ unsere Vorstellung einer körperlosen Technologie. Neben dem Video, in dem Siri, die weibliche Stimme des iPhone, zu Wort kommt, zeigt sie in ihrer Installation Selfies und Stilleben. An den Stilleben interessiert die Künstlerin besonders, dass es ein Sujet ist, das historisch Künstlerinnen zugestanden wurde – im Gegensatz zur Aktmalerei, die nur männlichen Künstlern vorbehalten war. Deshalb stellt Byström ihren Stilleben nun auch Selfies gegenüber, die in der heutigen Kultur als Social-Media-Phänomen ebenfalls besonders Frauen zugeschrieben werden. Ein verbindendes Element ist dabei die Farbe Pink, die für die Künstlerin seit ihrer Kindheit eine wichtige persönliche Bedeutung hat.
Der britischer Maler Oli Epp hat im Jahr 2017 den Begriff Post-Digital Pop geprägt. Er vermischt die Ästhetik der Pop Art mit einem Kontext, der durch soziale Medien geprägt wurde, zu großflächigen Airbrush-Gemälden. Diese sind natürlich Instagram-freundlich: bunt, plakativ und nicht zu komplex, durchzogen von verschiedenen Elementen der Popkultur. Der amerikanische Künstler Brandon Lipchik arbeitet ebenfalls mit Airbrush, konzentriert sich in seinen Gemälden allerdings auf Themen wie queere Identität und sexuelle Freiheit. Er verbindet in seinen Gemälden Landschaftsmalerei und Stillleben und bevölkert diese mit wiederkehrenden Motiven.
Der in Hamburg lebende Künstler Chris Drange spielt in seinen Gemälden hingegen mit den Konzepten von Autorschaft und Originalität. Er nutzt Bilder von Instagram-Influencerinnen wie den Kardashians als Vorlage, lässt diese durch Deep Learning in einem Rechenzentrum skalieren, und schließlich in einer Manufaktur für Ölgemälde in China als Kunstwerk umsetzen. Interessant an Dranges Arbeiten ist, dass sie bei einer flüchtigen Online-Rezeption kaum als Gemälde wahrgenommen werden. Erst im Ausstellungsraum, wo die Motive aus ihrem Social-Media-Kontext herausgelöst betrachtet werden können und die Pinselstriche auf der Leinwand erkennbar sind, wird die Natur der Werke ersichtlich.
Einen anderen Zugang zur Selbstdarstellung in Social Media findet schließlich die deutsche Malerin Kristina Schuldt. Menschen werden in den Werken der Künstlerin zu einer anonymen Masse, ein Kontakt findet nur oberflächlich statt. Sie verarbeitet das Internet „als unbekannte Welt“, wie sie sagt.
Link in Bio. Kunst nach den sozialen Medien
MdbK – Museum der bildenden Künste Leipzig
17.12. – 15.03.2020
musermeku dankt dem MdbK Leipzig für die Einladung zum Besuch des Museums und für die Übernahme der Kosten der Reise.
Fotos: Angelika Schoder – Ausstellung „Link in Bio“ im Museum der bildenden Künste Leipzig, 2019,
Header-Bild: Arvida Byström in ihrer Installation in der Ausstellung im MdbK Leipzig
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Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
Fußnoten
[1] Evan Roth: Arist Hacker from Free Software to Fine Art, In: Aram Bartholl. The Speed Book, Hg.v. Domenico Quaranta. Berlin 2012, S. 36 – 41, S. 39; Zitiert nach: Anika Meier: Link in Bio. Kunst nach den sozialen Medien, In: Kunstforum, Bd. 262: Borderlines. Kunst, Nichtkunst, Nichtkunstkunst, S. 118
[2] Net Aesthetics 2.0 Conversation, New York City, 2006: Teil 1 von 3, In: Mass Effect. Art and the Internet in the Twenty-First Century, Hg.v. Lauren Cornell und Ed Halter. Cambridge: The MIT Press 2015, S. 99 – 106, S. 103; Zitiert nach: Ebd.
[3] Interview von Angelika Schoder mit Sebastian Schmieg, erscheint in: Link in Bio. Kunst nach den sozialen Medien, Hg.v. Anika Meier für das Museum der bildenden Künste Leipzig, 2020
[4] Angelika Schoder in: Ebd.
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