Von GauguinSounds bis zu interaktiven Büchern

Die Fondation Beyeler zeigt die bedeutendsten Werke von Paul Gauguin und begleitet dies in Social Media, etwa mit GauguinSounds und bei Instagram.

Die Fondation Beyeler zeigt die bedeutendsten Werke von Paul Gauguin und begleitet dies in Social Media, etwa mit GauguinSounds und bei Instagram.

[Pressereise] Eine der größten Herausforderungen für ein (Kunst-)Museum ist es, den Besucher mit einzubeziehen, sein passives Erleben also in eine Interaktion zu wandeln. Die Fondation Beyeler setzt nun zur aktuellen Gauguin-Ausstellung auf eine Cross-Channel-Kommunikation, bei der virtuelle und reale Besucher sich über die Hashtags GauguinSounds und MyParadise einbringen können.


Gauguin-Ausstellung mit Superlativen

Der französische Künstler Paul Gauguin (1848 – 1903) wird von der Fondation Beyeler als einer der „berühmtesten und faszinierendsten Künstler überhaupt“ angekündigt. Die Ausstellung, die vom 8. Februar bis zum 28. Juni 2015 im Museum gezeigt wird, stellt laut Pressemitteilung gar „einen der grossen europäischen Kulturhöhepunkte des Jahres 2015“ dar. Superlativ ist in jedem Fall die Planungszeit, die die Ausstellung erforderte – nämlich über 6 Jahre. Damit hält die Schau den Rekord für die längste Vorbereitungszeit in der Geschichte der Fondation Beyeler.

Im Zentrum der Ausstellung stehen Gauguins Werke aus seiner Zeit in der Bretagne, aber vor allem seine Gemälde und Skulpturen, die auf Tahiti entstanden. Das Museum rechnet bei der Ausstellung, zu der Leihgaben aus 13 Ländern zusammengetragen wurden, mit einem Besucherrekord. Dieser soll nicht zuletzt auch durch ein gelungenes Marketing erzielt werden.

Bereits bei der Eröffnung der Ausstellung setzte das Museum auf eine ungewöhnliche Marketingaktion: Hollywood-Star Keanu Reeves las aus Gauguins Buch „Noa Noa“ und sorgte für einen enormen Medienrummel und Publikumsandrang. Im Begleitprogramm zur Ausstellung folgen, neben Vorträgen und Führungen, weitere Stars, die als Besuchermagnete für die Ausstellung wirken sollen. Am 12. März lädt der britische Sänger Marc Almond zum Jaques Brel Liederabend; am 15. April folgt ein Konzert des Schauspielers und Sängers Dominique Horwitz. Hier wurde tief in die Marketing-Kiste gegriffen – der Bezug zwischen Gauguin und dem Chansonnier Brel wird daraus abgeleitet, dass beide auf der Marquesasinsel Hiva Oa beigesetzt sind.


Dialog mit (digitalen) Besuchern

Neben den Events, welche die Ausstellung vor Ort im Museum begleiten, setzt das Museum auf einen Call-to-Action für Besucher im Onlinebereich. Natürlich begleitet das Museum alle Aktivitäten rund um die Ausstellung mit seinen Social Media Kanälen, u.a. via Facebook, Twitter, YouTube oder Instagram. Um den Dialog mit dem Publikum hier besonders in Gang zu bringen, konzipierte das Museum die Aktion #GauguinSounds. Die Idee dahinter ist, dass Bilder und Musik im Bewusstsein vieler Menschen miteinander verknüpft sind und Gefühle, Stimmungen und Erinnerungen hervorrufen. Bei GauguinSounds sind nun Ausstellungsbesucher und Kunstinteressierte dazu aufgerufen, das Werk von Gauguin mit Musikstücken in Verbindung zu bringen.

Eine Reihe bekannter Persönlichkeiten aus der Schweiz und aus anderen Ländern macht den Anfang und stellte eigene Playlists zusammen. In einer App des Museums sind nun die GauguinSounds u.a. von Adam Green oder von Anna Rossinelli in Teilen zu hören. Die vollständigen Playlists lassen sich über den Dienst Spotify abspielen und speichern.


In einem virtuellen Notizbuch stellt man seine #GauguinSounds Playlist zusammen (Foto: Angelika Schoder)
In einem virtuellen Notizbuch stellt man seine GauguinSounds Playlist zusammen (Vorlage zur Verfügung gestellt von der Fondation Beyeler)

Die GauguinSounds

Der Ansatz der Fondation Beyeler für die GauguinSounds ist ungewöhnlich, denn häufig wird Musik in Kunstmuseen außer Acht gelassen. Bestenfalls wird sie in Form von Konzerten als Teil des Begleitprogramms zu einer Ausstellung oder bei Sonderveranstaltungen eingesetzt. Die Fondation Beyeler handelt hier anders, denn das Museum verbindet in seiner Gauguin-Ausstellung Bild und Ton. Dem Besucher wird die Möglichkeit gegeben, persönlich eine Verbindungen zwischen verschiedenen Kunstformen herzustellen. Mithilfe eines digitalen Notizbuchs (siehe Bild oben) kann eine Playlist mit GauguinSounds erstellt werden. Wer keine vollständige Playlist anlegen möchte, kann sich unter dem Hashtag #GauguinSounds aber auch mit einzelnen Songvorschlägen beteiligen – auf Twitter, Instagram oder Facebook.

Als Redaktions-Team von musermeku.org haben wir gemeinsam eine Playlist zu den in der Ausstellung gezeigten Werken Gauguins erstellt:


Multimedia-Raum mit interaktiven Büchern

Im letzten Raum zur Ausstellung erklingen dann andere Geräusche. Die Fondation Beyeler integriert hier erstmals einen Multimedia-Raum1, der von der Agentur iart konzipiert wurde. Hier sind noch einmal wichtige Aspekte aus Gauguins Leben zusammengefasst: Zitate, Reisen, Privates und Kunst sind die mit einem Farbcode versehenen Themen, die dem Besucher einen Überblick über die Person Gauguin geben.

Die Geräusche, die hier zu hören sind, stammen von den interaktiven Büchern, die sich in der Mitte des Raumes befinden. Sie muten zunächst wie ein normales Printmedium an, enthalten jedoch Animationen und Ton sowie taktile Elemente. Berührungen auf der Oberfläche lösen Inhalte in den Büchern aus, die eine Ergänzung zu der Biografie Gauguins an den Wänden darstellen sollen. Gedruckte Bildbereiche werden hier von einer Kamera und Software erkannt; das Blättern im Buch vermittelt ein haptisches Erlebnis, das aber multimedial durch einen Beamer erweitert wird, der zusätzlich Inhalte auf das Buch projiziert.


#MyParadise bei Instagram

Neben den Büchern im Multimedia-Raum, die den Besucher zur Interaktion einladen, und der Aktion #GauguinSounds, umfasst das Konzept zur Gauguin-Ausstellung einen weiteren Call-to-Action: Unter dem Hashtag #MyParadise lädt das Museum dazu ein, Bilder von „persönlichen Paradisen“ über die Social Media Plattform Instagram zu teilen. Diese werden dann über eine InstaWall auf einer Wand gegenüber dem Multimedia-Raum im Museum projiziert.

Es ist davon auszugehen, dass das Hashtag nicht nur im Bezug auf die Gauguin-Ausstellung der Fondation Beyeler bei Instagram genutzt wird. #MyParadise ist viel zu allgemein und wird vermutlich weltweit rege genutzt, um z.B. Urlaubsfotos zu taggen. Dennoch ist es eine gute Marketingidee, zum einen die immer populärer werdende Plattform Instagram mit in das Kommunikationskonzept einzubeziehen, und zum anderen durch das Hashtag die Ausstellungsbesucher zur Interaktion anzuregen.

Es steht die Frage im Raum, ob und wie sich die Cross-Channel-Kommunikation der Fondation Beyeler letztendlich auf die Besucherzahlen auswirken wird. Der Andrang, den ich während meines Besuchs im Rahmen der #bsgauguinreise15 miterleben konnte, lässt erahnen, dass sich im Museum vielleicht wirklich ein Besucherrekord einstellen wird.


Paul Gauguin

Fondation Beyeler
08.02.-28.06.2015

musermeku dankt Basel Tourismus / Art & Design Museums Basel für die Einladung zum Besuch des Museums und für die Übernahme der Kosten der Reise.


Header-Bild: Angelika Schoder – Fondation Beyeler, 2015


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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