[Liste] Während sich in den bekanntesten Museen der Welt alles um die Renaissance dreht, um Impressionismus oder um antike Kunst, beschäftigen sich die verrücktesten Museen der Welt mit ganz anderen Themen. Hier geht es um fränkische Karpfenzucht, um Isländische Punk-Musik, um japanische Instant-Nudeln oder um amerikanische Haare.
Belgien, Brüssel
Musée d’Art Fantastique
Das Museum der Fantastischen Kunst wurde 1989 als „Maison Bis-Art Bizarre“ gegründet. Zunächst waren die Ausstellungen noch Teil eines Sommerprogramms für Jugendliche in einem Kulturzentrum in Etterbeek, doch über die Jahre entwickelte sich das Projekt zu einem Museum für die Kunst des Fantastischen. Im Jahr 2002 eröffnete das Museum an seinem heutigen Standort in der Rue Américaine in Brüssel. Seitdem stehen hier Werke von Bosch, Breughel, Magritte oder Hergé im Mittelpunkt. Zu den Museums-Highlights zählt eine Meerjungfrau-Mumie, der Raum der 1.000 Schubladen oder ein Steampunk-Roboter als Selfie-Partner.
Deutschland, Hamburg
Deutsches Zusatzstoffemuseum
Viele Menschen hinterfragen heute, was genau sich eigentlich in ihrer Nahrung befindet. Dass vor allem Fertigprodukte häufig Zusatz- und Konservierungsstoffe beinhalten oder mit Geschmacksverstärkern und Farbstoffen versehen werden, darüber informiert das 2008 eröffnete Deutsche Zusatzstoffemuseum in Hamburg. Das Museum thematisiert, wie bereits seit dem Mittelalter Lebensmittel manipuliert wurden, um deren Verkauf zu steigern. Besucher lernen hier das „1×1 der E-Stoffe“ oder können durch das Lexikon der Zusatzstoffe blättern.
Deutschland, Gießen
Gießkannenmuseum
Es überrascht nicht, dass das Gießkannenmuseum in Gießen steht. Das Museum zeigt den alltäglichen Gartenhelfer als profanen Nutzgegenstand. Das Gießkannenmuseum bewegt sich damit irgendwo zwischen einem Museum für zeitgenössisches Alltagsdesign und Baumarkt-Flair. Aber immerhin: Das Gießkannenmuseum verfügt auch über ein Druckgrafisches Kabinett, in dem Holz- und Kupferstiche, Lithografien und Illustrationen gezeigt werden. Die Gießkannen-Darstellungen stammen überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, reichen aber teils auch bis ins 17. Jahrhundert zurück.
Deutschland, Neustadt a.d. Aisch
Karpfenmuseum
Das Herz von Anglern und Fisch-Fans sollte bei diesem Museum höher schlagen! Das Aischgründer Karpfenmuseum setzt sich in zehn Räumen mit der über 1250-jährige Tradition der Karpfenzucht in der Region auseinander. Seit dem 8. Jahrhundert werden in Franken Karpfen gezüchtet, zunächst nur in Weihern an den Königshöfen, später entstand eine ausgedehnte Weiherlandschaft im Umland. Den Zisterziensern galt der Karpfen als Fastenspeise, doch auch der Adel und die einfache Bevölkerung schätzten den Fisch über die Jahrhunderte. Bis heute existieren im Aischgrund über 5.000 bewirtschafte Weiher. Das Museum zeigt historische Objekte der Karpfenzucht, behandelt ökologische Themen und bietet auch ein Aquarium zum Beobachte der Fische.
Deutschland, Kassel
Museum für Sepulkralkultur
Gestorben wird immer, deshalb erfreut sich auch das Museum für Sepulkralkultur anhaltender Relevanz. Das 1992 eröffnete Museum widmet sich dem Tod sowie der Trauer- und Begräbniskultur, ganz nach dem Motto „Memento mori, carpe diem.“ Neben historischen Särgen, Leichenwagen oder Grabsteinen zeigt das Museum auch Kunstwerke, die sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen – von der Renaissance bis hin zu zeitgenössischer Kunst.
Großbritannien, London
Vagina Museum
Das Vagina Museum wurde 2017 gegründet, zunächst als eine Art Wanderausstellung, ergänzt durch eine Reihe an Veranstaltungen. Der Erfolg dieser temporären Projekte führte zu einem Crowdfunding, um das weltweit erste Museum auf den Weg zu bringen, das sich Vaginas, Vulvas und der gynäkologischen Anatomie widmet. Im Oktober 2019 konnte das Vagina Museum an seinem ersten festen Standort im Stables Market im Londoner Stadtteil Camden eröffnen. Mittlerweile ist es an einen neuen Standort nach Bethnal Green umgezogen, wo das Museum neben einer Dauerausstellung auch wechselnde Sonderausstellungen präsentiert.
Island, Reykjavík
Icelandic Punk Museum
Schon das „Museumsgebäude“ des Isländischen Punk-Museums ist außergewöhnlich. Es befindet sich nämlich in einer ehemaligen öffentlichen Toilette. Das Museum wurde im November 2016 eröffnet, um die Geschichte und Entwicklung des Isländischen Punk zu präsentieren. Die Punk-Szene startete hier in den späten 1970er Jahren und hatte ihre Hochzeit bis in die frühen 1990er. In den ehemaligen Toilettenkabinen zeigt das Museum zeitgenössische Fotos, Poster, Flyer, Instrumente und Videos von Kult-Bands und den Szenegängern. Überall hängen Kopfhörer, über die Isländischer Punk gehört werden kann, ebenso wie die Musik von Punk-Bands, die auf der Insel zu Gast waren.
Japan, Osaka
Cupnoodles Museum Osaka Ikeda
Nicht nur in Japan gehören Instantnudelsuppen seit ihrer Markteinführung 1958 zum Kulturgut. Erfunden hat sie Ando Momofuku – heute trägt das Nudelsuppenmuseum in Osaka seinen Namen. Das Museum bezeichnet sich selbst als historisches Monument japanischer Essenskultur. Es befasst sich mit der Entwicklungsgeschichte der Instantnudelsuppe, mit der Herstellung der Suppen bis hin zum fantasievollen Verpackungsdesign.
Japan, Tokyo
Meguro Parasitological Museum
Der japanische Arzt Satoru Kamegai gründete 1953 das Parasitenmuseum. Im Museum werden tatsächlich heute noch Parasiten erforscht. Der Besucher wird hier aber auch darüber aufgeklärt, was sich auf dem menschlichen Körper, in der Umwelt oder in der Nahrung alles so tummelt. Das Parasitenmuseum zeigt über 300 konservierte Parasiten, etwa einen 8,8 Meter langer Bandwurm, sowie jede Menge skurrile Kunstwerke wie Zeichnungen, Bilder und Filme. Die Sammlung des Museums, die auch für Forschung- und Lehrzwecke genutzt wird, umfasst zudem rund 60.000 Parasiten-Präparate, 6.000 Bücher zu parasitär verursachten Erkrankungen sowie etwa 50.000 Fachartikel zum Thema.
Kroatien, Zagreb
Museum of Broken Relationships
Das Museum of Broken Relationships wurde 2006 in Zagreb gegründet, um die Geschichten gescheiterter Beziehungen zu dokumentieren. Es zeigt subjektive Erfahrungen von zerbrochener Liebe und ihre Vorgeschichten. Die Sammlung des Museums besteht aus persönlichen Gegenständen und Berichten, die von jedem anonym eingeschickt werden können. Dahinter steht die Idee, durch Kreativität den eigenen Schmerz zu überwinden, den eine Trennung von einem geliebten Menschen verursacht.
Online-Museum, Tumblr
Gluten Free Museum
Das Gluten Free Museum auf der Online-Plattform Tumblr zeigt bekannte Bilder der Kunstgeschichte oder Filmszenen – allerdings glutenfrei, also ohne Getreideprodukte. Dahinter steckt der französische Grafiker Arthur Coulet. Alle, die an einer Gluten-Unverträglichkeit leiden, müssen jetzt also nicht mehr nur auf Weizen- und andere Getreideprodukte in ihrer Ernährung verzichten. Ach Kunst lässt sich endlich unbedenklich konsumieren, etwa die Werke von Johannes Vermeer, Pieter Brueghel, Vincent van Gogh oder Édouard Manet.
Online-Museum, Archive.org
Malware Museum
Das Malware-Museum bei Archive.org wurde vom IT-Sicherheitsexperten Mikko Hypponen ins Leben gerufen. Es beinhaltet eine Sammlung von Malware-Programmen, meist Viren, die in den 1980er und 1990er Jahren auf heimischen Computern verbreitet wurden. Sobald die Schadprogramme ein System infiziert hatten, zeigten sie manchmal Animationen oder Nachrichten. Die Malware des „Goldenen Zeitalters der Virus-Grafik“ wurde nun unschädlich gemacht. Heute können die Virusinfektionen im Malware Museum ganz ohne Sorge begutachtet werden.
Österreich, Herrenbaumgarten
Nonseum
Hinter dem 1994 eröffneten Nonseum steht der „Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen“. Das Museum widmet sich absurden und skurrilen Erfindungen und setzt sich beispielsweise in einer Kunstinstallation für übriggebliebene Socken ein. Bei der ersten internationalen Einzelsockensammlung im Jahr 2002 wurden etwa über 10.000 einzelne Strümpfe gerettet und auf dem „Ehret-den-Sock’ – Rundwanderweg“ liebevoll in der Natur des österreichischen Weinviertels verteilt. Bis heute finden Besucher hier nicht nur die weltweit größte Ausstellung verwittwerter Socken, sondern auch ein „Es-leiden-schon-die- Socken-Waschmaschinen-Mahnmal“. Die Sockenschaugärten des Museums dürfen übrigens auch weiterhin mit Einzelsocken ergänzt werden.
Wanderausstellung / Malaga, Spanien
Museum of Failure
Während die meisten Museen nur erfolgreiche Erfindungen der Geschichte präsentieren, setzt sich dieses Museum mit der Kunst der Fehlschläge auseinander. Die Sammlung des Museums des Misserfolgs umfasst rund 200 gescheiterte Produkte und Projekte, wobei jedes Exponat einen anderen Blick auf das Scheitern offenbart. Das Museum widmet sich technischen Rohrkrepierern, wie etwa Google Glasses oder Sony Betamax. Aber auch Produkte wie das Harley-Davidson Parfüm oder Coke Blak, ein Cola-Getränk mit Kaffeegeschmack, finden ihren Platz in der Ausstellung. Inspiriert wurde der Gründer des Museums des Misserfolgs übrigens durch das Museum of Broken Relationships. In den letzten Jahren war das Museum als Wanderausstellung in Europa, den USA oder Asien zu Gast. Ein fester Standort soll nun in Spanien in der Nähe von Malaga gefunden werden.
USA, Independence – Missouri
Hair Museum
Leila Cohoon ist seit 1949 Friseurin. Die Liebe zu Haaren und eine Faszination für daraus hergestellte Kunstwerke und Schmuck war der Grund dafür, dass sie 1956 damit begann, Erinnerungsstücke aus Haaren zu sammeln. Im Jahr 1986 gründete sie schließlich das Hair Museum. Heute sind hier über 2.000 haarige Schmuckstücke ausgestellt. Diese reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als man noch kein Selfie mit der BFF machen konnte, sondern Schmuck aus Haaren als Andenken oder Freundschaftsbeweis verschenkte.
USA, New York City
Museum of Sex
Mitten auf der New Yorker Fifth Avenue befindet sich das Museum of Sex, in dem sich alles um die kulturelle Bedeutung von Sexualität dreht. Auch in diesem Museum finden Besucher Kunstwerke, historische Objekte oder zeitgenössische Dokumente – diese sind aber meist nicht ganz jugendfrei. Zum Sexmuseum gehören auch eine wissenschaftliche Bibliothek und eine Medienbibliothek, die sowohl Forschungsdokumente als auch Porno beinhalten. Die Sammlung umfasst mehr als 15.000 Objekte, u.a. Fotografien und Gemälde, Kostüme oder technische Gerätschaften.
Header-Bild: Header-Bild: Fa. Lith. Adolph Friedländer: Plakat ohne Titel (um 1892) – Münchner Stadtmuseum, Sammlung Puppentheater/Schaustellerei – CC BY-SA 4.0 (bearbeitet)
Wir brauchen deine Unterstützung
Werde jetzt Mitglied im musermeku Freundeskreis: Erhalte wöchentlich News zu Kunst und Kultur direkt per E-Mail, sichere dir den Zugang zu exklusiven Inhalten und hilf uns dabei, unsere Betriebskosten für musermeku.org zu decken.
Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
Linktipps
Der Newsletter zu Kunst & Kultur
In unserem kostenlosen Newsletter informieren wir einmal im Monat über aktuelle Neuigkeiten aus dem Kunst- und Kulturbereich.