Aufklärung zu Vorurteilen und Mythen: Das Vagina Museum in London

Das Vagina Museum in London hat einen neuen Standort in Bethnal Green gefunden. Mit zeitgenössischer Kunst und Sonderausstellungen wird hier wichtige Aufklärungsarbeit geleistet.

Das Vagina Museum in London eröffnet an einem neuen Standort. Mit Kunst und Sonderausstellungen wird wichtige Aufklärungsarbeit geleistet.

[Ausstellung] Im Oktober 2019 eröffnete das Vagina Museum in London. Ziel des Museums ist die Aufklärung über gynäkologische Anatomie und Gesundheit durch Sonderausstellungen zu diversen Themen. Gezeigt werden hier Arbeiten zeitgenössischer Kunstakteure, es werden aber auch historische und aktuelle gesellschaftliche Hintergründe rund um die Themen Geschlecht und Sexualität vermittelt. Das Museum, das zunächst in Camden ansässig war und mittlerweile einen neuen Standort in Bethnal Green gefunden hat, ist zudem als Forum für Feminismus, Frauenrechte, die LGBTIQ+ und die Intersex-Community gedacht.


Gouache Bild einer Teufelin mit einem Krokodil (ab 1900)
Gouache Bild einer Teufelin mit einem Krokodil (ab 1900) – Wellcome CollectionCC BY 4.0 – beschnitten

Die Gründung des Vagina Museum

In Island gibt es ein Penis-Museum, das Icelandic Phallological Museum. Ein Vagina-Museum gab es allerdings zunächst nur in digitaler Form, als 2014 gestartetes Projekt der österreichischen Künstlerin Kerstin Rajnar. Im Jahr 2017 entwickelte dann die britische Aktivistin Florence Schechter die Idee, ein physisches Museum zum Thema zu gründen. Zunächst handelte es sich nicht um ein Museum im klassischen Sinne, sondern um eine Art Wanderausstellung sowie um eine Reihe an Veranstaltungen. Zu Gast war das Vagina Museum u.a. im Science Museum London, im Royal College of Nursing und beim Edinburgh Fringe Festival. Der Erfolg dieser temporären Projekte führte zu einem Crowdfunding im März 2019, um das weltweit erste physische Museum auf den Weg zu bringen, das sich der gynäkologischen Anatomie widmet.

Das erfolgreiche Crowdfunding ermöglichte es im Oktober 2019 das Vagina Museum an seinem ersten dauerhaften Standort im Stables Market im Londoner Stadtteil Camden zu eröffnen. Von hier aus sollte sich das Museum weiter entwickeln, durch die Einbeziehung der Öffentlichkeit, den Aufbau einer Community und durch die Veranstaltung von Events und wechselnder Ausstellungen. Die Mission des Museums ist dabei die Verbreitung von Wissen und die Sensibilisierung für die gynäkologische Anatomie und Gesundheit, die Vermittlung von Selbstvertrauen, um über Fragen der gynäkologischen Anatomie zu sprechen sowie die Beseitigung des Stigmas, das den Körper und die gynäkologische Anatomie umgibt. Das Museum soll zudem als Forum für Feminismus, Frauenrechte, die LGBTIQ+ und die Intersex-Community fungieren, heteronormatives und cisnormatives Verhalten in Frage stellen und schließlich auch intersektionelle, feministische und trans-inklusive Werte fördern.


Jakob Rueff: De conceptu et generatione hominis… (1554)
Jakob Rueff: De conceptu et generatione hominis… (1554) – Wellcome CollectionPublic Domain – beschnitten

Aufklärung über Mythen

Die erste Sonderausstellung des Museums in Camden trug den Titel „Muff Busters: Vagina Myths and How To Fight Them“. Sie beschäftigte sich mit den gängigen Mythen und Vorurteilen gegenüber Vaginas, Vulvas und der biologisch-weiblichen Anatomie. Immerhin haben rund 50 % der Weltbevölkerung eine Vagina und die meisten Menschen erblickten das Licht der Welt durch diese. Dennoch gilt ein offenes Gespräch darüber als gesellschaftliches Tabu. So entstehen Legenden und Mythen über alles „da unten“. Dies hat direkte oder indirekte negative Auswirkungen für viele Menschen, denn es führt zu einer falschen Vorstellung davon, was „normal“ ist. Die Sonderausstellung „Muff Busters“ setzte sich hier mit den bekanntesten Vorurteilen und Fehlinformationen auseinander, die in der Popkultur verhaftet sind und im Internet herumgeistern.

An seinem neuen Standort in Bethnal Green erfolgt die Neueröffnung des Museums mit der Ausstellung „Endometriosis: Into The Unknown“ (4. November 2023 – 3. März 2024), die in Kooperation mit Oxford EndoCare am Wellcome Centre für Humangenetik an der University of Oxford konzipiert wurde. Die Sonderausstellung befasst sich mit der Krankheit Endometriose. Schätzungsweise leiden weltweit etwa 190 Millionen Menschen daran – doch bekannt ist über diese gynäkologische Erkrankung nur wenig. Endometriose verursacht schwere Symptome wie chronische Schmerzen und Fruchtbarkeitsstörungen, die Erforschung von Behandlungsmöglichkeiten kommt aber kaum voran und auch die Aufklärung über die Erkrankung ist noch immer nur in geringem Maße vorhanden. „Endometriose: Into the Unknown“ befasst sich mit den Grundlagen der Endometriose und geht auf neueste Forschungsergebnisse ein. Zudem wird auch in dieser Ausstellung wieder über Mythen aufgeklärt, ebenso wie über das Leben mit dieser Erkrankung.


Gouache Bild eines fliegenden Penis mit einer Vagina (ab 1900)
Gouache Bild eines fliegenden Penis mit einer Vagina (ab 1900) – Wellcome CollectionCC BY 4.0 – beschnitten

The Vagina Museum

Arches 275-276, Poyser Street
London E2 9RF


Header-Bild: Angelika Schoder – Installation von Sam Dawood @sam.daw.ood in der Ausstellung „Muff Busters: Vagina Myths and How To Fight Them“ – London, 2020


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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