Eine Reise nach Mittelerde: Die J.R.R. Tolkien-Ausstellung in der BnF Paris

Die Bibliothèque Nationale de France in Paris zeigt eine umfangreiche Tolkien-Ausstellung mit zahlreichen Zeichnungen und Briefen von J.R.R. Tolkien.

Die Bibliothèque Nationale de France in Paris zeigt eine umfangreiche Tolkien-Ausstellung mit zahlreichen Zeichnungen und Briefen von J.R.R. Tolkien.

[Ausstellung] Nur wenigen Schriftstellern ist es gelungen, eine ganze Welt zu erschaffen. Einer von ihnen ist John Ronald Reuel Tolkien (1892-1973). Der britische Oxford-Professor erschuf nicht nur die Fantasie-Welt Mittelerde, sondern auch ihre umfangreiche Historie, dort lebende Wesen und sogar verschiedene eigene Sprachen. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt kennen seine Erzählung „Der Hobbit“ (1937) oder seine Roman-Trilogie „Der Herr der Ringe“ (1954/55). Einen Einblick in diese Welt voller Drachen, Zwerge, Zauberer und Könige bietet die Ausstellung „Tolkien: Maker of Middle-Earth“, die sich auch mit dem Leben von J.R.R. Tolkien beschäftigt. Die Ausstellung war zunächst vom 21.06. bis 28.10.2018 in der Weston Library in Oxford zu sehen. Im Anschluss wurden einige Exponate vom 25.01. bis 19.05.2019 in der Morgan Library in New York gezeigt. Nun kommt die Tolkien-Ausstellung in die Bibliothèque Nationale de France (BnF). Unter dem Titel „Tolkien, voyage en Terre du Milieu“ erwartet die Besucher vom 22.10.2019 bis 16.02.2020 in Paris eine Begegnung mit zahlreichen Originalobjekten aus dem Leben und Werk von J.R.R. Tolkien.


Der Schöpfer des „Herrn der Ringe“

Nachdem die Ausstellung „Tolkien: Maker of Middle-Earth“ in Oxford und dann leicht verändert in New York zu sehen war, wird sie nun in ihrer bisher umfangreichsten Form in Paris zu sehen sein. Die Bibliothèque nationale de France präsentiert ab Oktober 2019 unter dem Titel „Tolkien, voyage en Terre du Milieu“ rund 300 Objekte auf über 1.000 qm. Im Zentrum der Ausstellung steht J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“. Anhand von Notizen, Zeichnungen, Briefen und Büchern wird nachvollziehbar, wie der Autor die Welt von Mittelerde schuf – ihre Landschaften, ihre Bevölkerung und deren eigene Sprachen.

Die Tolkien-Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Tolkien Estate, mit der Bodleian Library in Oxford und mit den Marquette University Libraries in Milwaukee, USA. „Tolkien, voyage en Terre du Milieu“ bringt erstmals zahlreiche Originalmanuskripte und Zeichnungen des Oxford-Professors nach Frankreich und bietet die Möglichkeit, auch viele bekannte und weniger bekannte literarische Werke von J.R.R. Tolkien zu entdecken.

Im Zentrum der Tolkien-Ausstellung steht vor allem der Autor selbst, denn seine Persönlichkeit ist untrennbar mit seinem Werk verbunden. Er verbrachte den größten Teil seines Lebens in Oxford, angefangen bei seinem Studium bis zu seiner Lehr- und Forschungstätigkeit, die er fast bis zum Ende seines Lebens ausübte. Seine akademische Arbeit beeinflusste dabei auch J.R.R. Tolkiens Entwurf von Mittelerde, denn die Helden von Sagen, geographische Besonderheiten, mythologische Wesen sowie Architektur und Kunst zeigen ihre Spuren in der modernen Mythologie um den „Hobbit“, den „Herrn der Ringe“ und viele weitere Erzählungen. Die Einflüsse zeigen sich in einer Vielzahl von Fantasie-Sprachen, in imaginären Kartographien, aber auch in Zeichnungen und Aquarellen von Landschaften und Gestalten.


Die Tolkien-Ausstellung: Eine Reise nach Mittelerde

Ein Gang durch die Tolkien-Ausstellung ist gleichzeitig eine Reise durch Mittelerde: Vom Auenland führt der Weg bis nach Mordor, darüber hinaus aber auch nach Valinor. Jede Station bietet die Möglichkeit, sich mit den literarischen, kulturellen und sprachlichen Besonderheiten der Orte zu beschäftigen, die J.R.R. Tolkien konzipiert hat. Meist noch bevor er Texte verfasste, entwickelte der Autor Diagramme, Karten und Zeichnungen. Auch seine Manuskripte versah er mit diesen Zeichnungen und schuf so eigenständige Kunstwerke mit mehreren Ebenen.

Zusammen mit den Karten von Christopher Tolkien sowie mit seinen zahlreichen Aquarellen lässt sich so das komplexe Universum von Mittelerde erleben. Die Zeichnungen offenbaren, wie J.R.R. Tolkien Mittelerde für sich erschuf, wie er sich die Landschaften mit ihren Gebirgen vorstellte, die Städte der Menschen oder die Türme der Verbündeten von Sauron. Ergänzt werden die Zeichnungen von verschiedenen handschriftlichen Texten, etwa aus dem „Herrn der Ringe“ oder Gedichte in der Sprache der Elben. Begleitend erinnern nordische Geschichten oder mittelalterliche Manuskripte daran, woher J.R.R. Tolkien sich inspirieren ließ und was die Gegenstände seiner wissenschaftlichen Arbeit waren.

Die Ausstellung zeigt auch seltene Dokumente, etwa eine von William Morris illustrierte Ausgabe von „Beowulf“, sowie Gemälde, Waffen und andere Objekte mit Darstellungen von Figuren, die an die Welt von Mittelerde erinnern. Die Stücke stammen aus der Sammlung der BnF, aber auch aus zahlreichen französischen Museen wie dem Musée de l’Armée, dem Musée des Arts Décoratifs, dem Petit Palais, der Bibliothèque nordique oder dem Musée d’Orsay. Zu den Highlights, die erstmals in einer Ausstellung zu sehen sein werden, zählen außerdem Wandteppiche, die nach der Vorlage von J.R.R. Tolkiens Aquarellen von der Cité internationale de la tapisserie d’Aubusson gewebt wurden.


Der englischsprachige Begleitband zur Ausstellung „Tolkien. Maker of Middle-Earth“, herausgegeben von Catherine McIlwaine, ist 2018 im Verlag der Bodleian Library erschiene (ISBN: 978-1-85124-485-0). Der Band enthält, neben zahlreichen Abbildungen von Karten, Zeichnungen, historischen Fotos, Fan-Briefen (u.a. von Terry Pratchett) und Manuskripten, auch eine ausgewählte Bibliographie sowie Beiträge von Catherine McIlwaine, John Garth, Verlyn Flieger, Carl F. Hostetter, Tom Shippey sowie Wayne G. Hammond und Christina Scull.


Tolkien, voyage en Terre du Milieu

22.10.2019 bis 16.02.2020
Bibliothèque Nationale de France
Bibliothèque François-Mitterrand, Galerie 1 & 2


Header-Bild: Drache in einer Landschaft, Cornelis Meijer (1696) – RP-P-OB-102.797 – RijksmuseumPublic Domain


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Angelika Schoder

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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