[Ausstellung] Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) blickt bereits auf eine weit über 125-jährige Geschichte zurück. Seit 2013 verfügt die Krankenhausinstitution auch über ein eigenes Museum – das Medizinhistorische Museum Hamburg. In der Dauerausstellung „Die Geburt der modernen Medizin“ wird die Geschichte der Medizin vom späten 19. bis zum 20. Jahrhundert thematisiert. Besonderes Highlight ist die Moulagensammlung, die zu den umfangreichsten noch erhaltenen Sammlungen im deutschsprachigen Raum zählt.
Die historischen Hintergründe des Museums
Unter dem Namen „Neues Allgemeines Krankenhaus“ wurde das heutige UKE im Jahr 1889 im Hamburger Stadtteil Eppendorf eröffnet. Damals galt es als größtes deutsches „Pavillonkrankenhaus“. Das Krankenhaus bestand aus über 80 Backstein-Pavillons, die in eine parkähnliche Anlage eingebettet waren. Seit 1919 wurden weitere Gebäude hinzugebaut. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde nach 1945 jedoch damit begonnen, die dezentrale Struktur der Krankenhausanlage zu verändern und umzubauen.
Das Medizinhistorische Museum ist in einem der historischen Gebäude des Klinikums ansässig – im Fritz Schumacher-Haus. Der Grundstein des vom Hamburger Baudirektor Fritz Schumacher entworfenen Gebäudes wurde im Jahr 1913 gelegt. In der Zeit des Ersten Weltkrieges konnte jedoch nur der Rohbau fertiggestellt werden, in dem zunächst ein Notlazarett untergebracht war. Im Jahr 1926 war das Gebäude dann soweit fertiggestellt, dass die ersten Institute einziehen konnte. Am 30. Oktober 2013 wurde hier schließlich das Medizinhistorische Museum eröffnet.
Die Geburt der modernen Medizin
In der Dauerausstellung „Die Geburt der modernen Medizin“ wird die Geschichte der Medizin vom späten 19. bis zum 20. Jahrhundert thematisiert. Es geht um medizintechnische Geräte, beispielsweise um die Weiterentwicklung mikroskopischer Verfahren vom Licht- zum Elektronenmikroskop, um den Einsatz von Ultraschall oder um die Anwendung von Röntgenstrahlen. Mithilfe letzterer wurde noch bis spät in das 20. Jahrhundert hinein in Schuhgeschäften überprüft, ob die neuen Schuhe richtig sitzen. Über diese und ähnliche Merkwürdigkeiten gibt die Ausstellung des Medizinhistorischen Museums Auskunft und setzt dabei auf eine klassische Ausstellungsgestaltung mit Vitrinen und Schautafeln. Ergänzt wird dies durch interaktive Touchscreens, über die sich die Besucher weiter informieren können.
Eher sozialgeschichtliche Aspekte der Medizin behandeln die Themenbereiche „Hafen und Medizin“ und „Krankheit und Stadt“. Thematisiert wird hier, mit welchen besonderen Bedingungen Hamburg als Hafenstadt zur Wende des letzten Jahrhunderts zu kämpfen hatte und wie beispielsweise die Cholera und später die Tuberkulose tausende Tote forderten.
Die Tuberkulose wird auch mit Verweis auf deren Bedeutung in der nationalsozialistischen Ideologie thematisiert, da in der NS-Zeit die Krankheit als „Bedrohung des Volkskörpers“ betrachtet wurde und als unheilbar geltende Menschen in „Euthanasie“-Aktionen ermordet wurden. Hier thematisiert das Medizinhistorische Museum diese und weitere Medizinverbrechen im Nationalsozialismus und nutzt diesen Teil der Dauerausstellung als Lern- und Gedenkort.
Die Moulagensammlung
Eine Besonderheit des Museums ist die Moulagensammlung, die zu den umfangreichsten noch erhaltenen Sammlungen im deutschsprachigen Raum zählt. Die Wachsnachbildungen von Hautkrankheiten wurden seit dem 19. Jahrhundert insbesondere in der Dermatologie und Venerologie als Lehrmittel genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verloren die Moulagen in der Lehre zwar an Bedeutung, jedoch stellen sie auch heute noch faszinierende (und äußerst schauderhafte) Anschauungsstücke dar. Etwa 200 der insgesamt ca. 600 Moulagen umfassenden Sammlung stammen aus der Moulagensammlung des in Berlin tätigen Dermatologen Oscar Lassar.
Ein weiterer großer Teil der aktuellen Sammlung des Museums stammt aus der Zeit zwischen 1924 und 1945, zu der der Dermatologe Paul Mulzer, ein überzeugter Nationalsozialist, am Klinikum tätig war. Das Museum ergänzte die Objekte aus den beiden Sammlungen durch Ankäufe von Moulagen aus Lehrmittelwerkstätten. Noch heute werden die Objekte am UKE für Lehrzwecke genutzt.
Das Medizinhistorische Museum Hamburg
Fritz Schumacher-Haus (Haus N30.b)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Header-Bild: Angelika Schoder – Das Medizinhistorische Museum Hamburg, 2014
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Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
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