Bienen als Kunst: „Bee Chapel HafenCity“ von Terence Koh

In Hamburg zeigt der Künstler Terence Koh seine Installation „Bee Chapel HafenCity“, ein utopischer Ort für die Begegnung zwischen Mensch und Natur.

In Hamburg zeigt der Künstler Terence Koh seine Installation "Bee Chapel HafenCity" - ein utopischer Ort für die Begegnung zwischen Mensch und Natur

[Ausstellung] Bienen und Kunst, das passt gut zusammen. Weltweit sind Kunstmuseen längst zum Zuhause für Bienen geworden. Beispiele sind die Neue Pinakothek sowie die Pinakothek der Moderne in München. Hier sind seit 2013 bzw. 2014 Bienen des Projektes „München summt!“ beheimatet. Auch auf dem Dach des Montreal Museum of Fine Arts summt es seit 2018, ebenso wie auf dem Musée D’Orsay in Paris seit 2015. Wer auf dem Weg zum Kunstgenuss ist, kann dort also auch im urbanen Umfeld schon mal der einen oder anderen Biene begegnen. So ist es auch in der Hamburger HafenCity. Doch statt ein Kunstmuseum zu bewohnen, sind einige Bienen hier selbst Teil eines Kunstwerks. Platziert hat sie der Künstler Terence Koh in seiner Installation „Bee Chapel HafenCity“.


Eine Kapelle für Bienen

Zunächst war Terence Kohs „Bee Chapel HafenCity“ am Störtebeker Ufer platziert, auf einem kleinen grünen Abschnitt in Sichtweite des Internationalen Maritimen Museums. Der chinesisch-kanadische Künstler schuf hier im Rahmen von „Imagine the City“, einem Projekt zu Kunst und Kultur in der HafenCity, eine begehbare Installation. Wie eine Art Baumhaus lädt ein Kokon auf einer Holzkonstruktion dazu ein, über eine kleine Leiter erklommen zu werden. Im Inneren lassen sich rund 10.000 Bienen entdecken. Nicht alle Bienen sind immer anwesend; ein großer Teil der Tiere ist in der näheren Umgebung ausgeschwärmt.

Die Installation besteht nämlich nicht nur aus dem begehbaren Kokon, der eigentlichen „Bienen-Kapelle“, sondern auch aus Blumenkästen. Während des Monats August war der Künstler hier fast jeden Tag vor Ort, um bei den Bienen zu sein, die Pflanzen zu versorgen und mit Besuchern ins Gespräch zu kommen. Terence Koh verbrachte viel Zeit in seiner Installation und lud immer wieder Besucher dazu ein, auch einen Augenblick in der „Bee Chapel“ zu verbringen. Nur wenige Zentimeter über dem Kopf, nur durch ein Netz getrennt, kommt man den Bienen hier ganz nah. In Ruhe kann man den Insekten zuschauen und dem Gewimmel zuhören, umgeben von duftendem Honig und Wachs.


Terence Koh: Künstlerische Transformation

Terence Koh wurde 1977 in Peking geboren und wuchs im kanadischen Vancouver auf. Einzelausstellungen des Künstlers, der durch seine Objektinstallationen und schrille Performances bekannt wurde, waren u.a. in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt (2011), im Whitney Museum for American Art, New York (2007) oder in der Kunsthalle Zürich (2006) zu sehen.

Der Künstler realisierte die Installation „Bee Chapel“ erstmals im Jahr 2015 auf seinem damaligen Grundstück im Norden von New York. Inspiriert wurde er durch die Lektüre des indischen Philosophen Krishnamurti. Hier geht es darum, dass gesellschaftliche Veränderung bei sich selbst beginnt, immer wieder aufs Neue. Damit stellt die Skulptur einen Richtungswechsel in der Arbeitsweise des Künstlers dar, denn sie ist eine Abkehr von seinen früheren extravaganten Werken hin zu einem alternativen Lebenskonzept, das sehr naturverbunden ist. „Bee Chapel HafenCity“ ist Kohs erste Installation im öffentlichen Raum.


Entschleunigung in der Bee Chapel HafenCity

Was auf der Grünfläche am Störtebeker Ufer in der HafenCity im August zu sehen war, ist eine Art „utopischer Garten“. Normalerweise strömen hier hektische Business-Menschen von der U-Bahn in ihre Büros, Touristen von Kreuzfahrt-Schiffen schlendern in Richtung historischer Speicherstadt oder Familien kommen vorbei, wenn sie auf dem Weg ins Maritime Museum sind. Wer nur auf seine Ziele bedacht war, konnte leicht übersehen, was Terence Koh hier geschaffen hatte. Neben der „Bee Chapel“, die unter dem Grün einer Trauerweide hervorlugte, bewohnte der Künstler hier einen kleinen Bereich unter der Magdeburger Brücke und versorgte Kräuter- und Blumenbeete. Wo sonst einfach Wiese ist, war ein lebhaftes Garten-Idyll entstanden, das nicht nur Insekten anlocken sollte, sondern auch Gäste, die auf der Suche nach einem Moment der Ruhe sind.

Die eigentliche Installation wurde am 30. August beendet. Doch die „Bee Chapel HafenCity“ wird in Hamburg bleiben und soll auch in Zukunft in der HafenCity ein Ort zum Nachdenken bleiben. Kurz vor seiner Abreise übergab Terence Koh die „Bienen-Kapelle“ an das benachbarte Ökumenische Forum HafenCity. Auf dem Dachgarten des Vereins soll die Installation langfristig öffentlich zugänglich bleiben.


Ökumenisches Forum HafenCity

Shanghaiallee 12
20457 Hamburg


Fotos: Angelika Schoder – Terence Koh: Bee Chapel HafenCity, 2019


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Angelika Schoder

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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