[Ausstellung] Die im Jahr 1925 eröffnete Sternwarte Sonneberg in Süd-Thüringen war einst die höchste Sternwarte Deutschlands. Heute kann auf dem Gelände, das zahlreiche Gebäude mit Kuppeltürmen umfasst, ein Astronomiemuseum besucht werden. Die Sammlung des Museums umfasst rund 500 Objekte aus den Bereichen Astronomie, Naturwissenschaft und Technik. Neben einer Dauerausstellung, die sich mit unserem Sonnensystem befasst, zeigt das Museum auch regelmäßig Sonderausstellungen zu aktuellen Themen der Raumfahrt oder zur astronomischen Forschung. Einzigartig ist das über 275.000 Exemplare umfassende Fotoplatten-Archiv der Sternwarte, das den Himmel der letzten Jahrzehnte abbildet – übrigens das zweitgrößte Archiv dieser Art weltweit.
Die Ausstellung des Astronomie-Museums
In der Dauerausstellung vermittelt das Astronomiemuseum in der Sternwarte Sonneberg Wissenswertes zu unserem Sonnensystem. Neben Fakten rund um die Sonne, geht es auch um die Planeten und andere Himmelskörper sowie um Meteoriten und Sternbilder. Natürlich widmet sich die Ausstellung auch der Geschichte der Sternwarte Sonneberg und ihrem Gründer, dem Astronom und Geophysiker Cuno Hoffmeister (1892-1968). Er beschäftigte sich in seiner Forschung u.a. mit sogenannten Veränderlichen Sternen und entdeckte in seiner Zeit in der Sternwarte Sonneberg etwa 10.000 dieser Sterne, die ihre Helligkeit ändern. Er erforschte auch Doppelsysteme mit Neuronensternen und Schwarze Löcher.
Nach Cuno Hoffmeister wurde übrigens ein Krater auf dem Mond benannt und er entdeckte einen Asteroiden, dem er den Namen „Neufang“ gab, benannt nach dem Stadtteil von Sonneberg, in dem sich die Sternwarte befindet. Die Entdeckung des Asteroid Nr. 2183, der sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter um die Sonne bewegt, machte Hoffmeister jedoch nicht in Thüringen, sondern in Afrika. Hier nahm er am 26. Juli 1959 eine Fotoplatte im Boyden Observatory bei Bloemfontein in Namibia auf und entdeckte darauf die Strichspur des Asteroiden im Sternbild Schütze. Die Fotoplatte befindet sich heute in der Plattensammlung der Sternwarte Sonneberg, doch ein Foto des Asteroiden gibt es nicht, da bisher noch nie eine Raumsonde in dessen Nähe kam.
Das Plattenarchiv der Sternwarte Sonneberg
Das Astronomiemuseum beheimatet die größte Sammlung photographischer Platten in Europa; weltweit ist es das zweitgrößte Fotoplatten-Archiv. Hier wurde in einem Zeitraum von über 80 Jahren der gesamte nördliche Sternenhimmel aufgezeichnet. So entstanden rund 270.000 Glasplatten als eine der ersten astronomischen Plattensammlungen der Welt. Zudem umfasst das Archiv ca. 5.000 Fotoplatten des südlichen Himmels, aufgenommen von Cuno Hoffmeister bei Expeditionen in Bolivien und Südafrika zwischen 1926 und 1959.
Anhand der Fotoplatten der Sonneberger Sternwarte konnten etwa 11.000 Veränderliche Sterne in der Milchstraße entdeckt werden. Die meisten Aufnahmen dieser Fotoplatten entstanden im Rahmen des von Cuno Hoffmeister 1924 gestarteten „Sonneberger Felderplans“ (Field Patrol). Das Programm lief erst 1995 aus. Ergänzt wird das Programm durch die von Astronom Paul Guthnick (1879-1947) im Jahr 1926 initiierte „Sonneberger Himmelsüberwachung“ (Sky Patrol), die bis heute fortgeführt wird. Seit 1997 erfolgt die Aufzeichnung des Himmels jedoch nicht mehr mit Fotoplatten, sondern auf Film.
Die Geschichte der Sternwarte Sonneberg
Im Herbst des Jahres 1925 wurde das erste Gebäude der Sternwarte Sonneberg fertiggestellt. Am 28. Dezember wurde die städtische Sternwarte durch Cuno Hoffmeister offiziell gegründet. Als Hauptinstrument nutzte der Wissenschaftler damals einen 135/2020-mm-Refraktor mit verschiedenen Astrokameras. Im Jahr 1928 startete in der Sternwarte dann die regelmäßige fotografische Überwachung des Himmels. Man orientierte sich dabei am sogenannten „Sonneberger Felderplan“. So wurde die Grundlage für das heutige Fotoplatten-Archiv geschaffen.
Im Jahr 1931 wurde die Sternwarte an den Freistaat Preußen verpachtet, damit wurde die Sternwarte Sonneberg zu einer Abteilung der Sternwarte Berlin-Babelsberg. Zudem wurde die Anlage in Neufang um mehrere Anbauten erweitert; sowohl Wohn- und Arbeitsräume kamen hinzu, als auch Bibliotheks- und Laborräume. Im Jahr 1938 wurde dann ein großer Astrograph mit Vierlinser-Objektiv für 30 x 30 cm große Fotoplatten in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr kaufte der preußische Staat das Gelände der Sternwarte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Sternwarte Sonneberg dann als Station zur Luft- und Wetter-Beobachtung genutzt. Sie war in dieser Zeit dem Reichswetterdienst bzw. der Luftwaffe unterstellt. Noch währen des Krieges, 1943, wurde Cuno Hoffmeister zum Professor der Universität Jena ernannt. Nach dem Krieg wurde Sonneberg Teil der sowjetischen Besatzungszone; der 400-mm-Astrograph der Sternwarte wurde daraufhin demontiert und als Reparationsleistung in die UdSSR gebracht.
Im Jahr 1946 wurde die Sonneberger Sternwarte zum selbständigen Institut der neu gegründeten Deutschen Akademie der Wissenschaften. 1952 konnten auf dem Gelände dann weitere kleine Kuppelgebäude errichtet werden und es wurden zusätzliche fotografische Teleskope erworben, etwa ein Schmidt-Teleskop mit 700 mm Spiegeldurchmesser. Im Jahr 1959 entstand dann ein neues Hauptgebäude mit zwei Kuppeln und einem abfahrbaren Dach für die Anlage zur Himmelsüberwachung.
Die Entwicklung der Sternwarte in der DDR bis heute
Als am 13. August 1961 die Mauer zwischen DDR und BRD gebaut wurde, lag bis 1972 die ganze Stadt Sonneberg – und damit auch die Sternwarte – im 5-km-Sperrgebiet. In dieser Zeit konnte die Sternwarte nur mit Passierschein besucht werden. Im Jahr 1962 wurden 14 kleine Astrographen mit 55-mm-Tessar-Objektiven angeschafft, damit startete die großflächige Himmelsüberwachung. Am 31. Mai 1967 wurde der Gründer der Sternwarte, Cuno Hoffmeister, als Direktor abgesetzt – aus politischen Gründen, wie es hieß. Hoffmeister verstarb rund ein halbes Jahr später. Im Jahr 1969 wurde die Sternwarte Sonneberg dem neu gegründeten Zentralinstitut für Astrophysik der DDR zugeordnet und verlor damit ihre Eigenständigkeit. Eine Schließung konnte vom wissenschaftlichen Leiter Wolfgang Wenzel nur knapp verhindert werden. Bis 1989 war die Sonneberger Sternwarte wissenschaftlich sehr produktiv; insgesamt 23 Mitarbeiter und 12 Wissenschaftler vergrößerten die Fotoplatten-Sammlung und publizierten Hunderte Forschungsschriften.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 löste sich die Akademie der Wissenschaften der DDR auf, die Sternwarte Sonneberg fiel nun wieder in die Zuständigkeit des Land Brandenburg. 1991 konnte ein weiterer Versuch die Sternwarte zu schließen durch den Leiter Woldemar Götz verhindert werden. Doch 1994 war es dann endgültig soweit: Zum Jahresende schloss das Land Thüringen die Sternwarte. Die Pläne dafür hatten sich bereits 1992 angekündigt, als die Sternwarte Sonneberg zur Außenstelle der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg wurde.
Nach ihrer Schließung konnte die nun unter Denkmalschutz gestellte Sternwarte 1995 wieder eröffnet werden, getragen vom Landkreis und der Stadt Sonneberg. Unter der neuen Leiterin Constanze la Dous hatte die Sternwarte nun nur noch vier Mitarbeiter. Nach umfangreichen Umbauarbeiten konnte am 15. Juli 1998 im alten Hauptgebäude der Sternwarte das neue Astronomiemuseum eröffnen. Seit dem Jahr 2000 übernahm Peter Kroll die Leitung der Sternwarte. Zur Hauptaufgabe wurde nun die Digitalisierung der umfangreichen Fotoplatten-Sammlung der letzten Jahrzehnte. Im Jahr 2010 wurde die klassische Fotografie durch eine elektronische Himmelsüberwachung endgültig abgelöst. Die in der Sternwarte installierten Astrographen und Kameras zur Himmelsüberwachung werden aber dennoch bis heute genutzt. Heute wird das Museum in der Sternwarte Sonneberg vom 2016 gegründeten „Astronomiemuseum e.V.“ getragen.
Sonneberg Observatory Astronomiemuseum e.V
Sonderausstellung: 50 Jahre Mondlandung
Juli 2019 bis Ende Februar 2020
Sternwartestraße 32
96515 Sonneberg
Fotos: Angelika Schoder – Astronomiemuseum und Sternwarte Sonneberg, 2019
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Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
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