[Aufruf] Die Beschäftigung mit dem Ungewöhnlichen fordert uns dazu heraus, gewohnte Denkmuster zu durchbrechen. Auch in einem Museum können wir auf Ungewöhnliches treffen; skurrile Objekte können hier überraschen, irritieren oder amüsieren. Dieser emotionale Effekt macht die Objekte zu wirksamen Türöffnern für tiefergehende Fragen: Was sagt ein Objekt über die Kultur aus, aus der es stammt? Warum wurde es geschaffen, und was sagt es über menschliche Kreativität oder den Zeitgeist aus?
Absurditäten brechen die Normen dessen, was wir als „sinnvoll“ oder „bedeutungsvoll“ empfinden. Sie schaffen Raum für Diskussionen und ermöglichen es, Konventionen infrage zu stellen. In einer zunehmend standardisierten Welt, in der vieles vorhersehbar erscheint, kann die Auseinandersetzung mit skurrilen Objekten eine gute Gelegenheit bieten, die Grenzen des Möglichen und des Verstehbaren zu erweitern. Bei musermeku möchten wir deshalb nun einige merkwürdige, absurde oder skurrile Objekte aus Museumssammlungen vorstellen.
Museen als Orte der Überraschung
Noch immer kommt es viel zu selten vor, dass Museen wirklich Merkwürdiges zeigen. Dabei kann die Integration skurriler Objekte in Ausstellungen dazu beitragen, das Publikum auf ungewohnte Weise zu überraschen und zu begeistern. Die Objekte können dazu anregen, sich mit unkonventionellen Geschichten und Perspektiven auseinanderzusetzen. Ein Beispiel sind die Wunderkammern der Renaissance, in denen Kuriositäten und Seltsamkeiten aus aller Welt zusammengetragen wurden. Diese Sammlungen sollten nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch staunen lassen und Neugier wecken.
Skurrile Exponate können zudem unterschiedliche Zielgruppen erreichen. Sie wirken niederschwellig und emotional ansprechend – ein rätselhaftes Objekt, dessen Zweck man nicht erkennt, oder ein absurdes Kunstwerk ziehen die Aufmerksamkeit oft schneller auf sich als die üblichen Objekte, die man normalerweise im Museum erwartet. So zeigt zum Beispiel das Naturmuseum Winterthur nicht nur realistisch gestaltete Tierpräparate, sondern auch historische Exemplare, die man als „verunglückt“ betrachten kann. Im Gedächtnis bleiben eher nicht die wie lebendig wirkenden aktuellen Tiere, sondern vor allem die merkwürdigen Kreationen aus dem 19. Jahrhundert.
Einige Museen wurden sogar für ungewöhnliche und skurrile Objekte weltbekannt, etwa das Pitt Rivers Museum in Oxford, das angeblich eine echte Hexe zu seinen Ausstellungsstücken zählt, die in einer Silberflasche gefangen ist. Und das Magdeburger Naturkundemuseum wird von vielen sicher vor allem deshalb besucht, um das „Einhorn von Quedlinburg“ bzw. das „Guericke-Einhorn“ (benannt nach seinem vermeintlichen Entdecker) zu sehen. Das skurrile Skelett aus dem 17. Jahrhundert gilt als eine der schlechtesten fossilen Rekonstruktionen der Welt. Erst die Absurdität dieser Objekte macht sie bekannt – und vor allem auf Social-Media-Plattformen immer wieder zu viralen Hits.
Die Faszination des Ungewöhnlichen
Absurde und skurrile Objekte können in Museen weit mehr als nur kuriose Blickfänger sein. Sie sind Ankerpunkte für Emotionen, Denkanstöße und Diskussionen. Indem Museen diese Objekte ausstellen, können sie ihre Rolle als innovative und überraschende Bildungsorte stärken und eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie zwischen Wissen und Unterhaltung schaffen. Diese Objekte laden dazu ein, das Ungewöhnliche im Alltäglichen zu entdecken und auch das Absurde und Merkwürdige zu feiern.
Für musermeku suchen wir nun ungewöhnliche und skurrile Objekte aus Museumssammlungen, die wir in einer Übersicht auf unserer Website veröffentlichen wollen. Museen, die teilnehmen möchten, sollten sich ein ungewöhnliches oder skurriles Objekt aus ihrer Sammlung aussuchen und uns dazu folgende Informationen senden:
- ein Text über Herkunft und Bedeutung des Objekts (ca. 100 Worte)
- ein Foto des Objekts (.jpg oder .png Datei, 1200 x 800 Pixel)
- Quellenangabe zum Foto (mit der Zusage, dass wir das Foto zeitlich unbegrenzt kostenfrei veröffentlichen dürfen)
Wir benötigen alle Infos bis 31. Januar 2025 per E-Mail an info@musermeku.org
Wir freuen uns darauf, viele außergewöhnliche Objekte kennenzulernen!
Header-Bild: Angelika Schoder – Museum für Naturkunde an der Universität von Valladolid, Naturhistorische Sammlung – Valladolid, 2022
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Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
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