[Liste] Den Anfang machte Googles DeepDream, das 2015 veröffentlicht wurde. Das Computerprogramm, das ein Neuronales Netzwerk nutzt, um Muster in Fotos zu erkennen und daraus neue surreale Bilder zu kreieren, gilt als erster öffentlich zugänglicher AI Art Generator. Nachdem Google den Code für die Technologie Open Source zur Verfügung stellte, entstanden eine Reihe an Tools und Apps, mit denen Nutzer nun ihre Fotos in den Stil berühmter Kunstwerke umwandeln können. Einige Programme sind sogar in der Lage zu berechnen, wie eine historische Person von einem Gemälde heute vielleicht auf einem Foto aussehen würde. Wir stellen hier einige kostenlose Anwendungen vor, die als App oder via Browser genutzt werden können.
Fotos in Kunstwerke umwandeln mit einem AI Art Generator
Als Vorlage, um verschiedene AI Art Generators zu testen, dient uns Carl Veltens „Bildnis der Mona Lisa“ (um 1859) aus der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, da die meisten AI Art Generators auf Basis von Portraits funktionieren. Dies geht darauf zurück, dass das ursprüngliche DeepDream Programm vor allem darauf trainiert war, Gesichter in Bildern zu erkennen, um diese Bilder automatisch zu klassifizieren. Eines der von uns getesteten Tools beantwortet dabei sogar die Frage, wie die Mona Lisa heute auf einem Foto aussehen würde.
Deep Dream Generator
Wer den Deep Dream Generator nutzen möchte, um ein Foto im Stil eines Kunstwerks von einer AI umwandeln zu lassen, muss zunächst einen Account anlegen. Im Anschluss kann man das gewünschte Foto hochladen und aus diversen Stilen wählen, die auf das Bild angewendet werden sollen. Es gibt darüber hinaus eine Reihe an Anpassungsmöglichkeiten, u.a. in welcher Auflösung das neue Bild generiert werden soll. Für die gratis-Nutzung stehen nur geringere Auflösungen zur Auswahl. Ist alles eingestellt, dauert die Generierung des AI-Bildes einige Sekunden. Im Anschluss kann das entstandene neue Bild heruntergeladen werden.
Wer den Deep Dream Generator gratis nutzt, ist in der Anzahl seiner erstellten AI-Kreationen zunächst eingeschränkt. Nach einer definierten Zeit ist das Kontingent für die weitere Nutzung wieder aufgeladen und man kann weitere Bilder bearbeiten lassen. Ein Nachteil ist zudem, dass keine Vorschau möglich ist, die zeigt, wie sich ein angewendeter Stil auf das hochgeladene Bild auswirken würde. Erst wenn der Berechnungsprozess des Generators abgeschlossen ist, sieht man also das Ergebnis.
GoArt
Der Anbieter fotor bietet mit GoArt je eine App für iOS und Android. Wer keine App installieren möchte, kann die AI Foto-Effekte aber auch via Browser nutzen. Der Foto-Upload funktioniert schnell und unkompliziert. Im Anschluss kann man aus verschiedenen Stilen auswählen, in denen das Bild dann angezeigt wird. Über einen Regler kann man zusätzlich einstellen, in welcher Intensität der Kunst-Stil angewendet werden soll. Sobald man mit seinem AI-Werk zufrieden ist, kann man die Download-Funktion nutzen. Es gibt zudem eine Sharing-Funktion zu verschiedenen Sozialen Netzwerken.
AI Gahaku
Auch AI Gahaku von Sato Neet erstellt auf Basis eines hochgeladenen Fotos Versionen des Bildes in verschiedenen Kunststilen, entweder als App für iOS oder Android oder auch via Browser. Als Foto-Vorlage sind Bilder von Landschaften oder von Objekten sowie Portraits möglich. Illustrationen oder Bilder von Tieren erkennt die AI hingegen nicht. Wird ein Porträt ausgewählt, wird das Gesicht automatisch erkannt und das Bild wird darauf beschnitten. Ein großes Plus ist, dass der Anbieter angibt, alle hochgeladenen Bilder nach der Nutzung nicht auf dem Server zu speichern. Nach der Auswahl des passenden Kunststils kann das Bild am Ende heruntergeladen oder in verschiedenen sozialen Netzwerken geteilt werden. Außerdem kann das neue Werk auch via QR-Code in Animal Crossing genutzt werden.
AI Draw
Sato Neet bietet auch ein Browser-basiertes Tool an, um Bilder in digitale Zeichnungen umzuwandeln. Bei AI Draw, ebenso wie bei AI Gahaku, ist eine datensichere Nutzung möglich, da auch hier nach dem Verarbeiten die hochgeladenen Bilder nicht gespeichert werden. Nach dem Upload des gewünschten Motivs erstellt eine AI aus dieser Vorlage eine Zeichnung. Den Prozess kann man live mitverfolgen, wie sich einzelne Linien zum Bild zusammenfügen. Ist das Bild erstellt, kann man die Farbe des Hintergrunds und der Zeichenlinien anpassen. Im Anschluss kann man das Bild als PNG oder den Zeichenprozess als GIF herunterladen.
Pixel Me
Pixel Me ist das dritte Tool von Sato Neet. Auch hier ist eine App für iOS und Android verfügbar, es lässt sich aber ebenso via Browser nutzen. Mit Pixel Me lassen sich Portraits in Pixel Art umwandeln. Das Tool erkennt im Bild automatisch das Gesicht und erstellt daraus ein Pixel-Kunstwerk. Wer den „Landscape mode“ aktiviert, kann auch das Foto einer Landschaft in ein Pixel-Bild umwandeln lassen. Im Anschluss kann ausgewählt werden, wie stark das Bild verpixelt werden soll – von 128 x 128 bis hin zu 32 x 32, je nachdem wie grob oder fein das Ergebnis sein soll. Zudem lässt sich die Hintergrundfarbe anpassen, Helligkeit, Kontrast und Sättigung sowie die Farbgebung. Aus dem Pixel-Motiv kann schließlich auch eine sich wiederholende Struktur erstellt werden. Das Ergebnis lässt sich auch hier wieder herunterladen oder zu diversen Social Media Plattformen teilen.
Deepart
Auch die Plattform Deepart nutzt stilistische Elemente eines Bildes um diese Strukturen auf ein anderes Bild zu übertragen. Hinter der Plattform stehen Forschende des Bethge Lab der Universität Tübingen, des CHILI Lab der École polytechnique fédérale de Lausanne in der Schweiz und der Université catholique de Louvain in Belgien.
Zunächst lädt man auf der Seite ein Bild hoch, das als Grundlage für das neu zu kreierende Bild dient. Im zweiten Schritt wählt man ein Bild von der Plattform aus, das den (künstlerischen) Stil des Bildes bestimmen soll. Im dritten Schritt erstellt Deepart das neue Bild. Dies kann einige Minuten bis hin zu einer Stunde dauern. Wenn man seine E-Mail Adresse angibt, erhält man das neu kreierte Bild zugeschickt, sobald es bearbeitet wurde. Einen Nachteil gibt es: Das fertige Kunstwerk trägt ein Wasserzeichen.
Cartoonify
Das wohl merkwürdigste Ergebnis der Interpretation eines Bildes durch ein Neuronales Netzwerk liefert wohl Cartoonify von Eric Lu via Experiments with Google. Die Plattform wandelt ein Bild in eine Cartoon-Zeichnung um, auf Basis von Draw This von Dan Macnish und dem GoogleDraw Datensatz. Die Technologie funktioniert mit allen Bildern gut erkennbarer Objekte, ob Portraits, Haustiere oder Gegenstände. Das Ergebnis hätte ein 3-jähriges Kind nicht besser zeichnen können!
ArtBreeder
Die Plattform ArtBreeder arbeitet mit sogenannten Generative Adversarial Networks, also mit Neuronalen Netzwerken. Um ArtBreeder nutzen zu können, muss man zunächst einen Account anlegen. Ist man eingeloggt, kann man aus der Bibliothek der Seite verschiedene Bilder miteinander kombinieren, um ungewöhnliche neue „Wesen“ zu kreieren. Auch der Upload eigener Bilder ist möglich; in der Gratis-Version ist die Anzahl jedoch begrenzt. Der Upload kann bis zu einer Stunde dauern, da die Bilder vom System zunächst berechnet werden müssen. Alle hochgeladenen Bilder sind nur für den eigenen Account sichtbar, bis sie veröffentlicht werden. Jedes geteilte Bild kann von anderen wieder genutzt, bearbeitet oder neu kombiniert werden. So entstehen Portraits, Album Covers, neue Landschaften oder Anime Portraits. Von Portraits können auf diese Weise sogar Bilder erstellt werden, die zeigen, wie die Person von einem historischen Gemälde heute als Foto aussehen würden.
App Tipp: Super You
Etwas anders als die oben erwähnten Apps und Tools funktioniert die iOS App Super You von Universal Everything. Die App nutzt Technologie zur Körper-Erkennung (ARKit 3) und bietet 11 „Kostüme“ in Augmented Reality, mit denen man sein Gegenüber virtuell transformieren kann. Die Filter der App verwandeln eine Person zum Beispiel in ein stacheliges oder kugeliges Wesen. Dabei werden die Farben der Kleidung aufgegriffen, die die Person gerade trägt. Für besonders schöne Effekte empfiehlt es sich also, bunte Kleidung zu tragen. Mit der App kann dann eine Person in Bewegung gefilmt werden und so digital in ein surreales Wesen verwandelt werden.
Header-Bild: Carl Velten: Bildnis der Mona Lisa (ca. 1859), Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe – CC 0 – (bearbeitet mit diversen Programmen)
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Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
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