Zeitlose Meisterwerke: Auguste Rodin in der Kunsthalle Bremen

Auguste Rodin und die Kunsthalle Bremen verbindet eine gemeinsame Geschichte. Das Museum zeigt nun zahlreiche Werke des Bildhauers.

Auguste Rodin und die Kunsthalle Bremen verbindet eine gemeinsame Geschichte. Das Museum zeigt nun zahlreiche Werke des Bildhauers.

[Ausstellung] Anlässlich des 100. Todestags von Auguste Rodin (1840–1917) stellen Museen auf der ganzen Welt das Werk des französischen Bildhauers in den Mittelpunkt. Auch die Kunsthalle Bremen präsentiert Rodins Meisterwerke in einer Sonderausstellung, denn den Künstler und die Hansestadt verbindet einiges…


Rodin und Bremen

Heute gilt Auguste Rodin als Wegbereiter der Moderne. Seine realistischen bis fragmenthaften Skulpturen sorgten bei seinen Zeitgenossen für Aufsehen und teils auch für Irritation. Als Rodin um 1900 internationale Aufmerksamkeit zukam, waren auch deutsche Museumsdirektoren dafür verantwortlich, etwa Gustav Pauli, der erste Direktor der Kunsthalle Bremen. Dieser erwarb zwischen 1905 und 1911 zahlreiche Werke Rodins direkt beim Künstler für den Bremer Kunstverein.

Doch auch weitere Persönlichkeiten aus Bremen unterstützten Auguste Rodin, beispielsweise der Sammler Philipp Johann Sparkuhle, der Schriftsteller Rainer Maria Rilke oder die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff. Rilke-Westerhoff hielt sich 1899/1900 gemeinsam mit ihrer Freundin Paula Becker (später Modersohn-Becker) in Paris auf. Dort nahm die Bremerin Unterricht bei Auguste Rodin, was ihr späteres künstlerisches Werk entscheidend prägte. In den Folgejahren kehrte sie immer wieder von Bremen nach Paris in Rodins Atelier zurück.


Meisterwerke zum 100. Todestag

In der aktuellen Ausstellung zeigt die Kunsthalle Bremen zahlreiche Werke Rodins, die direkt beim Künstler für den Kunstverein Bremen in Auftrag gegeben worden waren. Hierzu zählen die Figur von „Johannes der Täufer“ (1878-1880) sowie verkleinerte Ausführungen von drei Figuren aus Rodins Skulpturengruppe „Die Bürger von Calais“ (1889).

Es handelt sich um die Figuren von „Pierre de Wissant“, „Jean de Fiennes“ und „Jean d’Aire“ (um 1895-1899). Diese werden in der Ausstellung Fotografien von Candida Höfer (*1944) gegenüber gestellt. Die Künstlerin hatte in ihrem Zyklus „Zwölf“ (2000) Rodins Skulptur „Die Bürger von Calais“ an ihren 12 Standorten weltweit fotografiert. Die Kunsthalle Bremen zeigt Höfers Aufnahmen der Skulptur aus dem Kunstmuseum Basel, aus dem Rodin Museum Philadelphia und aus der Ny Carlsberg Glyptotek Copenhagen.


Rodins Zeitgenossen

Ergänzend präsentiert die Kunsthalle Bremen Werke aus dem Künstlerischen Umfeld von Auguste Rodin. Hierzu zählen Skulpturen von Schülerinnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Künstlerkollegen, etwa von Émile-Antoine Bourdelle (1861-1929) oder von Camille Claudel (1864-1943).

Letztere war zunächst Schülerin von Rodin, ab 1885 dann Mitarbeiterin und Modell und schließlich auch Partnerin des Künstlers. Die Kunsthalle zeigt von Claudel die Skulptur „Giganti (Kopf eines Banditen)“ (1885), die in ihrem ersten Jahr in Rodins Atelier entstand. Der ausgestellte Guss trägt die Signatur von Auguste Rodin am Hals. Ursprünglich war die Skulptur von Camille Claudel signiert worden, doch der Abschnitt mit ihrer Signatur wurde später abgetrennt, um den Kopf als Werk Rodins ausgeben zu können.


Rezeption in der Kunstliteratur

Neben den Werken von Auguste Rodin und seiner Zeitgenossen thematisiert die Kunsthalle Bremen in ihrer Ausstellung auch die Rezeption des französischen Bildhauers in der Kunstliteratur. Ausgestellt werden Publikationen, welche vor allem die frühe Auseinandersetzung mit Rodins Werken spiegeln. Die präsentierte Literatur stammt, ebenso wie alle gezeigten Ausstellungsstücke, aus dem Bestand der Kunsthalle Bremen. Die Bücher wurden zu Zeiten Gustav Paulis veröffentlicht, der von 1899 bis 1914 als Direktor der Kunsthalle fungierte.

Daneben zeigt das Museum Dokumente von Rainer Maria Rilke, der seine Begegnungen mit Auguste Rodin als richtungsweisend für sein eigenes Werk wahrnahm. Zeitweise war der Schriftsteller sogar als Sekretär des Bildhauers in Paris tätig. Die Beziehung zwischen beiden Künstlern wurde 1955 übrigens von der Kunsthalle Bremen ebenfalls in einer Publikation aufgegriffen.


Rodin in Paris und Berlin

Auch die französische Hauptstadt feiert den Bildhauer in seinem Jubiläumsjahr, und zwar gleich mit zwei großen Ausstellungen. Im Musée Rodin werden vom 14. März bis zum 22. Oktober 2017 Kontraste und Parallelen zwischen den Werken des deutschen Malers und Bildhauers Anselm Kiefer (1945) und des Franzosen Auguste Rodin präsentiert. Auch das Pariser Grand Palais stellt vom 22. März bis 31. Juli 2017 das kreative Universum Rodins in einer großen, zwei Stockwerke umfassenden Ausstellung in den Mittelpunkt.

In Berlin befasst sich die Alte Nationalgalerie dann vom 17. November 2017 bis zum 18. Februar 2018 in der Ausstellung „Der Mensch und sein Genius. Rodin – Rilke – Hofmannsthal“ mit der Geschichte um Rodins Skulptur „Der Held“.


Auguste Rodin. Meisterwerke zum 100. Todestag

Kunsthalle Bremen
07.03.2016 – 03.09.2017


Header-Bild: Angelika Schoder – Auguste Rodin, „Les Bourgeois de Calais“ (1884-1889), Kunstmuseum Basel, 2019


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Angelika Schoder

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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