Charles und Ray Eames im Vitra Design Museum

Das Vitra Design Museum feiert das Designer-Ehepaar Charles und Ray Eames mit mehreren Ausstellungen unter dem Motto „An Eames Celebration“.

Das Vitra Design Museum feiert das Designer-Ehepaar Charles und Ray Eames mit mehreren Ausstellungen unter dem Motto "An Eames Celebration".

[Pressereise] Charles und Ray Eames setzten nicht nur Maßstäbe im funktionalen Möbeldesign. Sie betrachteten die Welt um sich herum auch gerne auf spielerische Art. Gemeinsam entwarfen sie Spielzeuge, drehten Filme und sammelten Spielsachen aus der ganzen Welt. Das Vitra Design Museum feiert nun das Designer-Ehepaar, u.a. mit einer Ausstellung für Kinder und Erwachsene, in der sich die Besucher in die spielerische Perspektive der Eames hineinversetzen können.


An Eames Celebration

Designfans kennen vor allem ihre Möbel, insbesondere den ikonischen „Eames Plastic Side Chair“. Charles und Ray Eames schufen aber auch Filme, Bücher, Ausstellungen und Medieninstallationen, die bis heute Teil unserer Alltagskultur sind oder diese beeinflusst haben. Das Vitra Design Museum widmet dem Ehepaar nun gleich mehrere Ausstellungen: Im Rahmen der „Eames Celebration“ vom 30.09.2017 bis 25.02.2018 zeigt das Museum Einblicke in das Leben und Werk der beiden Designer – im Haupthaus, in der kleinen Gallery, im Schaudepot und im Feuerwehrhaus auf dem Vitra Campus.


The Power of Design

Im Haupthaus des Vitra Design Museums ist eine Ausstellung des Barbican Centre London in Zusammenarbeit mit dem Eames Office zu sehen. Die Schau widmet sich dem Gesamtwerk und Leben des Designer-Ehepaares mit zahlreichen Originalen, wie z.B. Fotos, Modelle, Zeichnungen, Grafiken und natürlich mit einer Vielfalt an Möbeln. Besonders interessant ist der erste Teil der Ausstellung, der sich dem Beginn der Zusammenarbeit der Eheleute widmet. Während der Architekt Charles Eames eher im technischen Bereich zu Hause war, befasste sich Ray als Kunststudentin mit Malerei, Farben und Formen. Die beiden lernten sich 1940 an der Cranbrook Academy of Art in Michigan kennen – und so ist der Heiratsantrag von Charles auch auf einem Briefpapier der Hochschule verfasst. In krakeliger Kinderschrift schreibt er an Ray:

Dear Miss Kaiser

I am 34 (almost) years old, single (again) and broke. I love you very much and would like to marry you very verry soon.* I cannot promise to support us very well – but if given the chance will shure in hell try / *soon means very soon

Charles Eames

Darunter malte Charles eine kleine Hand mit einem Pfeil, der auf den Ringfinger zeigt, und der Beschriftung „what is the size of this finger??“.

Ein Jahr nachdem sie sich kennengelernt hatten, heirateten die beiden und eröffneten 1947 das Eames Office in Venice, Kalifornien. Hier entstanden bis 1988 sowohl eigene Projekte als auch Auftragsarbeiten.


Kazam! Die Möbelexperimente

Im 2016 eröffneten Schaudepot, das vom Architekturbüro Herzog & de Meuron gestaltet wurde, widmet sich das Vitra Design Museum dem Möbeldesign von Charles und Ray Eames. Die Ausstellung zeigt, wie bei den Entwürfen der heute legendären Möbel zum einen intensive Forschung und zum anderen spielerische Experimente eine wichtige Rolle spielten. Vertreten sind Sperrholzmöbel, Fiberglasstühle oder der legendäre „Lounge Chair“.

Bereits seit 1988 befindet sich ein großer Teil des Eames-Objektnachlasses im Besitz des Vitra Design Museums. Dazu zählen Materialstudien, Prototypen, Gussformen und zahlreiche Serienprodukte. Die Ausstellung „Kazam!“ liefert erstmals einen umfangreichen Einblick in die Sammlung des Museums. Der Titel der Schau bezieht sich übrigens auf die Heißpresse, welche die Designer zur Verformung von Sperrholz nutzten. Dieser Prozess war für Charles und Ray Eames wie Magie: Abakadabra, oder eben „Kazam!“

Im Untergeschoss bietet das Vitra Schaudepot ergänzend als Teil seiner Dauerausstellung einen Einblick in die Arbeitsumgebung des Designer-Ehepaars. Als Teil des Eames-Nachlasses gelangte 1988 nämlich auch das Büro von Charles Eames mit allen Einrichtungsgegenständen in die Sammlung des Museums. Neben einem Blick in das Museumsdepot ist an dieser Stelle auch ein Blick in das Eames Büro möglich, das originalgetreu nachgebildet wurde.


Ideas and Information

Im Feuerwehrhaus, das 1993 von Architektin Zaha Hadid entworfen wurde, stehen die Eames-Filme im Mittelpunkt. Die beiden Designer befassten sich intensiv mit Medientechnologie, setzten Multimediainstallationen um und konzipierten Ausstellungen zu Wissenschafts- und Technik-Themen. Ab 1960 schufen sie zudem über 100 Kurzfilme, die in der Ausstellung „Ideas and Information“ in einer Auswahl zu sehen sind.

Neben den Filmen wird im Feuerwehrhaus auf dem Vitra Campus auch der IBM-Pavillon thematisiert, der vom Eames Office und Eero Saarinen and Associates für die Weltausstellung in New York 1964/65 entworfen wurde. Der Pavillon sollte spielerisch wirken und es IBM ermöglichen, neue Technologien vorzustellen, ohne dabei aber Klischees zum bedrohlich empfundenen technologischen Fortschritt zu bedienen. Das Museum zeigt einen Teil des IBM-Pavillons, einen von den Eames konzipierten viktorianisch anmutenden Musikpavillon, der an eine Schaubude vom Jahrmarkt erinnert. Das Bauwerk bot mit seiner historischen Ästhetik einen freundlichen Kontrast zu den für viele Messebesucher in den 1960ern noch fremd und neuartig wirkenden technologischen Objekten der Weltausstellung.


Play Parade

Direkt neben dem Hauptgebäude zeigt das Vitra Design Museum in der Gallery die Ausstellung „Play Parade“, die sich erstmals in der Geschichte des Museums besonders an Familien richtet. Hier sind Filme und Objekte aus der Spielzeugsammlung von Charles und Ray Eames zu sehen, es gibt aber auch rekonstruierte Spielzeuge, die ausprobiert werden können, z.B. Kreisel und Masken. Die Ausstellung zeigt daneben Klassiker wie „The Toy“, ein Baukastensystem aus Stäben und bunten Flächen, Tiermasken, die auch aufgesetzt werden dürfen, das „House of Cards“, ein simples und doch höchst kreatives Kartenhaus-System, und Filme mit tanzenden Kreiseln und Puppen.

„Take your pleasure seriously!“ war der Leitsatz des Designer-Ehepaars. Für sie war das Spielen keine Nebensache. Ihren Spielzeugdesigns widmeten sie die gleiche Ernsthaftigkeit und Sorgfalt, wie ihren Möbel- oder Ausstellungsentwürfen. Letztendlich waren die Spielzeuge auch nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene gedacht. Und so richtet sich die Ausstellung des Vitra Design Museums ebenso an alle, die sich wie Charles und Ray Eames die Faszination für das Spielen erhalten haben – ob Kinder oder Erwachsene.


An Eames Celebration

30.09.2017-25.02.2018
Vitra Design Museum

musermeku dankt der Fondation Beyeler und dem Vitra Design Museum für die Einladung zum Besuch des Museums und für die Übernahme der Kosten der Reise.


Bilder: Angelika Schoder – Vitra Design Museum, 2017


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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