[Reisetipp] Die Kulturmetropole Valladolid liegt im Herzen Zentral-Spaniens, knapp 200 km nord-westlich von Madrid. Die Hauptstadt von Kastilien-León, in der im Jahr 1506 Christoph Kolumbus verstarb, ist heute besonders für seine Osterprozessionen zur Semana Santa bekannt. In der Karwoche werden hier 42 barocke Heiligenbilder des Museo Nacional de Escultura durch die Stadt getragen, die von bedeutenden spanischen Bildhauern stammen. Begleitet werden die Prozessionen von Bruderschaften und Zünften in historischen Gewändern. Doch auch außerhalb der Semana Santa ist die Stadt eine Reise wert, immerhin gibt es zahlreiche Museen und Sehenswürdigkeiten in Valladolid.
Catedral de Valladolid
Die Kathedrale von Valladalid entstand nach Entwürfen des Architekten Juan de Herrera im 16. Jhd. im Stil der Renaissance. Der eigentliche Entwurf für die Kathedrale war so umfangreich, dass es der größte Kirchenbau Zentraleuropas geworden wäre. Als die Planung des Gebäudes begann, war Valladolid die Hauptstadt des Spanischen Königreiches unter Philip II. Entsprechend wurde auch ein monumentaler Kirchebau benötigt. Doch als in den 1560er Jahren Madrid zur Hauptstadt des Reiches ernannt wurde, wurde die Finanzierung der Kathedrale gekürzt. Letztendlich konnten nur knapp 40 % der Pläne verwirklicht werden, aufgrund der mangelnden Ressourcen. Im 17. und 18. Jhd. wurden weitere Anpassungen an der Architektur vorgenommen, etwa eine Veränderung der Hauptfassade durch Arbeiten der Familie Churriguera.
Seit 1931 steht die Kathedrale „Nuestra Señora de la Asunción“ (Maria Himmelfahrt) unter Denkmalschutz. Die Kathedrale beherbergt heute ein umfangreiches Musikarchiv mit rund 6.000 Werken. Besonders sehenswert sind auch zum einen das Altarbild von Juan de Juni aus dem 16. Jhd., das ursprünglich aus der Kirche Santa María La Antigua stammt, die sich direkt gegenüber befindet. Zu den weiteren Highlights gehört das Chorgestühl, das 1617 von Francisco Velázquez und Melchor de Beya erbaut wurde. Ursprünglich stammt es aus dem Kloster San Pablo in Valladolid.
- Catedral de Nuestra Señora de la Asunción de Valladolid | Calle Arribas 1 | 47002 Valladolid
Museo Patio Herreriano
Das 2002 eröffnete Patio Herreriano Museum befindet sich in einem der Kreuzgänge des Klosters San Benito el Real, einem Renaissance-Bau von Juan de Ribero Rada. Der Patio Herreriano selbst stammt aus dem 14. Jhd.
Die Werke der Sammlung, die auf das Jahr 1987 zurückgeht, stammen aus diversen spanischen Privatsammlungen. Den Schwerpunkt bilden Werke der spanischen Gegenwartskunst von 1918 bis ins 21 Jhd. Zur Sammlung gehören Werke aus dem Fondo de Ángel Ferrant, u.a. 34 Skulpturen und 406 Zeichnungen. Darüber hinaus gehören auch Arbeiten von Marina Núñez, Joan Miró, Salvador Dalí, Joaquín Torres García oder Eduardo Arroyo zur Sammlung des Museums.
- Museo Patio Herreriano de Arte Contemporaneo Espanol | Calle Jorge Guillén 6 | 47003 Valladolid
Universidad de Valladolid
Direkt hinter der Kathedrale von Valladolid befindet sich die Facultad de Derecho, also die Fakultät der Rechtswissenschaften der Universität von Valladolid. Mit ihrer barocken Fassade aus dem Jahr 1715, die von Fray Pedro de la Visitación entworfen wurde, ist dies wohl das schönste Gebäude der Universität. Vor dem Portal befindet sich eine Reihe mit Säulen, auf denen Löwen-Statuen stehen. Bei Studierenden gibt es hierzu einen Aberglauben: Wer die Löwen vor einer Prüfung zählt, wird durchfallen.
Sehenswert ist außerdem die historische Bibliothek der Universität, die Biblioteca Santa Cruz. Die „Bibliothek des heiligen Kreuzes“ wurde von 1486 bis 1492 errichtet und beinhaltet alle vor dem Jahr 1835 publizierten Werke der Universitätsbibliothek von Valladolid. Im Bestand befinden sich 521 Manuskripte; die älteste und wertvollste Pergamenthandschrift stammt aus dem Jahr 970. Der „Beatus von Valcavado“ ist eine Abschrift des nach dem Mönch Beatus von Liébana benannten Kommentars zur Offenbarung des Johannes, versehen mit 87 farbigen Miniaturen.
- Universidad de Valladolid | Facultad de Derecho | Plaza Universidad 1a | 47002 Valladolid
Pasaje Gutiérrez
Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten in Valladolid ist die Pasaje Gutiérrez, welche die Straßen Calle Fray Luis de León und Calle Castelar miteinander verbindet. Benannt wurde die Ladenpassage nach dem Kaufmann Eusebio Gutiérrez, der im Jahr 1885 den Architekten Jerónimo Ortiz de Urbina Junguitu mit ihrem Bau beauftragte. Die Passage ist im Stil des Art Nouveau in Gelb- und Grüntönen gestaltet. In der Mitte befindet sich eine Rotunde, die von einer großen Glaskuppel überspannt wird. Hier steht eine Hermes-Skulptur im Stil der Renaissance, die nach Entwürfen von Juan de Boloni entstand.
Um die Rotunde finden sich vier weitere Skulpturen, die als Allegorien die vier Jahreszeiten verkörpern. Auch die Decke der Passage ist verziert. Neben Stuck- und Pflanzenornamenten sind hier Gemälde von Salvador Seijas zu sehen, die ebenfalls mythologische und allegorische Themen darstellen. Die 1886 eröffnete Passage stand übrigens lange leer und wurde erst in den 1980er Jahren wieder restauriert. Seit 1998 steht die Passage unter Denkmalschutz. Heute finden sich in der Pasaje Gutiérrez wieder Geschäfte, Restaurants und Bars.
- Pasaje Gutierrez | 47002 Valladolid
San Benito el Real
Die Kirche San Benito el Real des Benediktinerordens ist einer der ältesten sakralen Bauten in Valladolid. Das Gebäude im gotischen Stil wurde auf dem alten Alcázar Real von 1499 bis 1515 nach den Plänen von Juan de Arandia und García de Olave komplett aus Stein errichtet. Die Fassade stammt aus dem Jahr 1569 und wurde von Rodrigo Gil de Hontañón entworfen.
Im Jahr 1835 wurde das Kloster in eine Festung und Kaserne umgewandelt und die Kirche wurde für den Gottesdienst geschlossen. Ein großer Teil des Hauptaltars von San Benito ist heute im Museo Nacional Colegio de San Gregorio (Museo Nacional de Escultura) zu sehen. Im Sommer wird der Innenhof des Klosters als Open-Air-Kino genutzt.
- Iglesia del monasterio de San Benito el Real | Calle San Benito 5A | 47003 Valladolid
Museo Nacional de Escultura
Das Nationale Skulpturenmuseum von Valladolid zeigt spanische Skulpturen vom Mittelalter bis ins 19. Jhd. Zur Sammlung zählen die barocken Heiligenfiguren, die zur Semana Santa im Rahmen der Osterprozessionen durch die Stadt getragen werden. Darüber hinaus sind im Museum Altarbilder, Grabdenkmäler sowie Skulpturen aus Bronze, Stein und Elfenbein zu sehen. Drei der bedeutendsten Bildhauer des spanischen Barock, Juan de Juni, Alonso Berruguete und Gregorio Fernández, haben einen eigenen Themenraum im Museum. Zu den herausragenden Werken der Sammlung des Museo Nacional de Escultura gehören das Hauptaltarbild des Heiligen Benedikt aus dem 16. Jhd. von Alonso Berruguete. Seit 2011 wurde die Sammlung durch Werke des Museo Nacional de Reproducciones Artísticas erweitert.
Der Hauptsitz des Museums ist das Colegio de San Gregorio, ein prunkvoller Bau aus dem 15. Jhd. Ursprünglich war das Kolleg für die Ausbildung von Theologen, Mystikern und Inquisitoren bestimmt. Die nahegelegenen Gebäude Palacio de Villena und die Casa del Sol sind ebenfalls Teil des Museums.
- Museo Nacional Colegio de San Gregorio / Museo Nacional de Escultura | Calle Cadenas de San Gregorio 1 | 47011 Valladolid
Teatro Calderón / Semana Internacional de Cine de Valladolid
Das Calderón Theater im neoklassischen Stil ist nach Calderón de la Barca benannt, einem bedeutenden spanischen Dichter und Dramatiker. Das Theater, das sich in der Nähe der Kathedrale von Valladolid befindet, ist Veranstaltungsort der jährlich stattfindenden Internationalen Filmwoche von Valladolid, der Semana Internacional de Cine de Valladolid (SEMINCI). Das Filmfestival wurde 1959 gegründet und war bis 1972 auf religiöse Themen spezialisiert. Zu den Teilnehmern zählten u.a. Ingmar Bergman, Luis Buñuel, François Truffaut oder Federico Fellini.
Als Hauptpreis im internationalen Wettbewerb wird seit 1974 die „Goldene Ähre“, die Espiga de Oro verliehen. Daneben werden zahlreiche weitere Preise vergeben, darunter seit 1996 Filmpreise der internationalen Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung FIPRESCI.
- Teatro Calderón | Calle de las Angustias N1 | 47003 Valladolid
Convento de las Francesas
Das Convento de las Francesas (auch bekannt als Convento de las Comendadoras de Santa Cruz oder Convento de Dominicas Franciscanas) aus dem 15. Jhd. liegt in der Innenstadt von Valladolid, in der Nähe der Plaza Mayor. Ursprünglich wurde das Kloster 1487 von den Schwestern Doña María de Zúñiga und Doña María de Fonseca gegründet.
Heute ist vom Konvent noch der Kreuzgang aus dem 16. Jhd. erhalten, in dem kleine Geschäfte angesiedelt sind. In der Mitte befindet sich ein Innenhof, nach dem Vorbild des Colegio Mayor de Santa Cruz, mit einem Steinbrunnen. Die angrenzende Kirche wird regelmäßig für Ausstellungen genutzt, in der Vorweihnachtszeit etwa für Krippenausstellungen.
- Convento de las Francesas | Calle de Santiago 22 | 47001 Valladolid
Fotos: Angelika Schoder – Valladolid, 2018
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Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.
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