Kultur-Highlights und Museen in Toulouse

Tipps und Empfehlungen zu den schönsten Sehenswürdigkeiten und Museen in Toulouse und Einblicke in die Geschichte der südfranzösischen Stadt.

Tipps und Empfehlungen zu den schönsten Sehenswürdigkeiten und Museen in Toulouse und Einblicke in die Geschichte der südfranzösischen Stadt.

[Pass Tourisme] Toulouse wird dank der historischen Backsteinarchitektur heute auch „die Stadt in Rosa“ genannt. Dabei war es die Farbe Blau, die das Schicksal der südfranzösischen Metropole über Jahrhunderte prägte. Hier gibt es einen kurzen Einblick in die Geschichte der Stadt und Tipps zu den besten Sehenswürdigkeiten und Museen in Toulouse.


Mit „Les Bateaux Toulousains“ lassen sich die Garonne und der Canal du Midi vom Wasser aus erkunden.

Weltkulturerbe Canal du Midi

Toulouse, das in der regionalen Sprache Okzitanisch auch Tolosa genannt wird, ist durchzogen von der Garonne und dem im Jahr 1681 fertiggestellten Canal du Midi. Einen Einblick in die Geschichte dieser beiden Wasserwege bietet eine Tour mit den „Bateaux Toulousains“, den sog. Toulouser Lastkähnen.

Von März bis Juni und im November werden hier Fahrten auf dem Canal du Midi angeboten, der Toulouse mit dem Mittelmeer verbindet. Garniert mit trockenem südfranzösischen Humor, erfährt man bei einer Bootsfahrt auf dem „Kanal des Südens“ Historisches und Wissenswertes über die Wasserstraße, die seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Von Juli bis Oktober wird zusätzlich zum Kanal auch die Garonne befahren. Neben dem Dôme de la Grave und dem angegliederten Hôpital de la Grave passiert man hier auch das Hôtel Dieu St-Jacques und die Pont Neuf. Die Brücke ist, anders als ihr Name es andeutet, alles andere als „neu“. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist die älteste noch erhaltene Brücke über die Garonne.


Das Capitole aus dem 18. Jahrhundert beherbergt das Rathaus und das Nationaltheater von Toulouse.

Capitole de Toulouse

An der Stelle des heutigen Capitole wurde bereits im Jahr 1190 ein Gebäude für den Stadtrat errichtet, das sog. Capitouls. Seitdem befindet sich das städtische Verwaltungsgebäude von Toulouse an diesem Ort. Die neoklassizistische Fassade aus den für die Stadt charakteristischen rosa Backsteinziegeln wurde von Guillaume Cammas entworfen und zwischen 1750 und 1760 errichtet. Dominiert wird die Fassade von acht Säulen, welche die Magistrate der Stadt repräsentieren und ihre Wappen tragen.

Während der linke Gebäudeteil von der legendären Figur von Clémence Isaure und der Göttin Minerva geziert wird, befindet sich rechts neben dem Hauptgebäude das ebenfalls von Cammas konzipierte Theater. Es wird von Skulpturen geschmückt, welche die Tragödie und die Komödie symbolisieren. In der Mitte des Capitole thronen zwei Engelsfiguren, die für Stärke und Gerechtigkeit stehen.

Im Inneren des Capitole sind der Salle Henri-Martin und der Salle des Illustres besonders sehenswert. Der erste Saal wurde komplett von Künstler Henri Martin (1860-1943) mit Wandgemälden gestaltet, welche das Leben im städtischen Toulouse und auf dem Land zeigen. Der zweite Saal, das Herzstück des Capitole, wurde zur Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts von Architekt Paul Pujol (1848-1926) entworfen und von 20 regionalen Malern und Bildhauern gestaltet. Im Zentrum der künstlerischen Darstellungen stehen historische Episoden der Stadtgeschichte und patriotische Szenen.

  • Capitole de Toulouse | Place Du Capitole | 31000 Toulouse – Eintritt frei

Das Geschäft „La Fleurée de Pastel“ in der rue de la Bourse verkauft alles im für die Stadt typischen Blauton.

Pastel – Das Blau von Toulouse

Seinen historischen Reichtum hat Toulouse der Farbe Blau zu verdanken, dem sog. Pastel. Gewonnen wird die Farbe aus einer Pflanze, die im Deutschen Färberwaid (lat. Isatis tinctoria) genannt wird. Die Blätter der Pflanze enthalten Indican, das nach der Ernte durch Fermentation zu Indigo oxidiert wird. Mithilfe dieses so gewonnenen Pigments färbte man ab der Mitte des 15. Jahrhunderts Stoffe und handelte mit diesen.

Die so zu Vermögen gekommenen Kaufleute bauten als Zeichen ihres Reichtums herrschaftliche Gebäude, sog. Hôtel Particulier. In einem solchen Gebäude aus dem späten 15. Jahrhundert, dem Hôtel Particulier Pierre Delfau, befindet sich der Laden „La Fleurée de Pastel“. Noch heute werden hier Waren verkauft, die in dem traditionellen Pastel-Blau gefärbt sind.

  • „La Fleurée de Pastel“ im Hôtel Particulier Pierre Delfau | 20 rue de la Bourse | 31000 Toulouse
  • Tipp: Auf Nachfrage darf man in den Innenhof des Hôtel Particulier

Die Fondation Bemberg im Hôtel d’Assézat, das im Stil der Renaissance erbaut wurde.

Fondation Bemberg

Auch die Fondation Bemberg befindet sich in einem Hôtel Particulier, und zwar in einem der größten der Stadt – dem Hôtel d’Assézat. Die hier gezeigte Kunstsammlung umfasst etwa 150 historische Gemälde, rund 200 Kunstwerke der französischen Moderne sowie hunderte Skulpturen, Bücher, Kunstgegenstände und Möbel aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.

Der Museumsrundgang beginnt mit venezianischer Malerei des 18. Jahrhunderts mit Vertretern wie Canaletto (1697-1768), Francesco Guardi (1712-1792) und Pietro Longhi (1702-1785). Der erste Raum, ebenso wie die sich anschließenden Räume mit Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts, sind im Stil französischer Wohnräume ihrer Zeit gestaltet, mit Samt-Tapeten, schweren Vorhängen und antiken Möbeln. Im Obergeschoss sowie im Keller des Hôtel d’Assézat stehen dann Werke des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Vertreten sind Maler des Fauvismus und des Impressionismus, etwa Claude Monet (1840-1926), Paul Gauguin (1848-1903) und besonders Pierre Bonnard (1867-1947). Neben fünf Räumen mit Gemälden der Moderne gibt es einen sechsten Raum mit Zeichnungen von Pablo Picasso (1881-1973), Edgar Degas (1834-1917) oder Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901).


Das Musée des Augustins in der rue de Metz zeigt Kunstwerke von der Zeit des frühen Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert.

Musée des Augustins

Im Stadtzentrum von Toulouse beherbergt ein altes Augustiner-Kloster das Musée des Augustins. Die historischen Gebäude im gotischen Baustil stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, ergänzt durch eine kleine Kirche aus dem Jahr 1626. Das Musée des Augustins wurde bereits im Jahr 1793 eröffnet und kann damit auf eine ähnlich lange Geschichte wie der Louvre in Paris zurückblicken.

Die Sammlung des Museums umfasst über 4.000 Kunstwerke. Diese stammen u.a. von der ehemaligen Königlichen Akademie für Gemälde und Skulptur von Toulouse oder aus Kirchengebäuden der Region, die im 19. Jahrhundert zerstört wurden. Ergänzt werden diese Kunstwerke durch Leihgaben, angekaufte Werke der Stadt und Schenkungen aus Privatsammlungen.

In vier Schwerpunkten zeigt das Musée des Augustins mittelalterliche Kunstwerke, Gemälde europäischer Meister des 15. bis 17. Jahrhunderts, historische Architektur-Fragmente des 12. Jahrhunderts sowie Gemälde und Skulpturen des 17. bis 20. Jahrhunderts. Zu den hier vertretenen Künstlern zählen u.a. Eugéne Thivier (1845-1920), Alexandre Falguiére (1831-1900), Eugéne Delacroix (1798-1853) oder Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901).


Im Musée Paul-Dupuy werden historische Gebrauchsgegenstände präsentiert, vor allem Taschenuhren und Tischuhren.

Musée Paul-Dupuy

Das Musée Paul-Dupuy befindet sich im Hôtel de Pierre Besson und beherbergt eine Sammlung von Grafiken und Kunstobjekten des Mittelalters bis ins Jahr 1939. Gegründet von Kunstsammler Paul Dupuy (1867-1944), ging das Gebäude und dessen Sammlung nach seinem Tod in den Besitz der Stadt Toulouse über. Heute zeigt das Museum Skulpturen, Möbel und besonders viele Tisch-, Wand- und Taschenuhren.


Ein Geheimtipp ist das Musée Georges-Labit im Süden der Altstadt mit seiner Sammlung asiatischer und ägyptischer Kunstwerke.

Musée Georges-Labit

Ein weiteres ehemaliges Privatmuseum ist das Musée Georges-Labit, das südlich der Innenstadt am Canal du Midi liegt. Gegründet wurde das Museum im Jahr 1893 von Georges Labit (1862–1899), einem Ethnologen, der von seinen zahlreichen Reisen Skulpturen und Zeichnungen in seine Heimat mitbrachte. Die Sammlung umfasst süd-, südost- und ostasiatische sowie altägyptische Kunst, etwa Bodhisattva- und Buddha-Statuen, chinesisches Porzellan, ägyptische Mumien mit Sarkophag sowie ein Totenbuch. Besonders beeindruckt die umfangreiche Sammlung japanischer Tusche-Zeichnungen, die in Schubladen im Obergeschoss des Gebäudes verborgen sind.

Auch das Museumsgebäude selbst ist außergewöhnlich. Es ist eine Villa im orientalisierenden Stil , entworfen von Architekt Jules Calbairac (1857–1935). Umgeben ist die Villa von einem asiatischen Garten, zu dem auch ein Pavillon gehört, in dem eine Fachbibliothek mit etwa 2.000 Werken untergebracht ist. Im Jahr 1912 ging das Museum in den städtischen Besitz über. 1948 wurde die Sammlung von George Labit schließlich noch um die städtische ägyptologische Sammlung ergänzt.


Nicht nur für Kinder sehenswert: Das Muséum de Toulouse, das Naturhistorische Museum der Stadt mit seinem angrenzenden Botanischen Garten.

Muséum de Toulouse

Ebenso wie das Musée des Augustins ist auch das Muséum de Toulouse in einem ehemaligen Kloster ansässig.  Auch dieses Museum gehört mit zu den ältesten der Stadt. Die naturhistorische Sammlung wurde im Jahr 1796 durch den Wissenschaftler Philippe-Isidore Picot de Lapeyrouse (1744-1818) begründet. Zunächst waren die Objekte der Sammlung nur für die wissenschaftliche Forschung zugänglich. Erst durch einen Beschluß des Stadtrats im Jahr 1865 wurde die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Zum Museum gehört eine Bibliothek und ein Botanischer Garten, welcher durch die Universität von Toulouse betreut wird. Benannt ist der Garten, zu dem auch Gewächshäuser und Tropenhäuser gehören, nach dem Botaniker Henri Gaussen, der hier von 1946-1958 als Direktor tätig war. Die Ausstellungsräume des Museums sind modern und interaktiv gestaltet. In verschiedenen Abschnitten wird hier die Entstehung der Erde thematisiert, geologische Kräfte, Umweltprobleme und besonders die Artenvielfalt anhand von tausenden Tierpräparaten, Skeletten und Nachbildungen.


Auf dem Weg zum Marché Victor Hugo befinden sich zahlreiche Jugendstil-Häuser.

Marché Victor Hugo

Wenn sich Hunger einstellt, empfiehlt sich ein Besuch des Marché Victor Hugo, dessen Geschichte bis ins Jahr 1827 zurück reicht. Zunächst trug der Platz noch den Namen Marché-au-Bois. Im Jahr 1886 wurde er dann zu Ehren von Victor Hugo umbenannt und nur wenige Jahre später entwarf der Architekt Joseph Galinier ein Markthallengebäude für den Standort. Ende der 1950er Jahre wurde das historische Gebäude dann abgerissen und durch eine moderne Version ersetzt. Ein Besuch des Marktes lohnt sich also weniger wegen der Architektur, sondern in erster Linie wegen der Vielfalt der hier vertretenen Marktstände mit hunderten Käsesorten, einer großen Auswahl an Dry Aged Beef, Meeresfrüchten und Pâtisserie.

Im 1. Stock des Marché Victor Hugo befinden sich eine Reihe an Restaurants, die mit frischen Zutaten vom Markt kochen. Das Restaurant „Le Louchebem“ etwa serviert das typische Gericht der Region: Cassoulet, ein Eintopf aus weißen Bohnen, Speck, Schweinefleisch und Gans oder Ente. In Toulouse enthält der Eintopf zusätzlich noch regionale Wurst. Wer es weniger deftig mag, entscheidet sich für die Fischsuppe mit Käse, Croutons und Sauce Rouille.

  • Restaurant-Tipp: „Le Louchebem“ im 1. Stock, Loge 3-4-5

musermeku dankt Atout France, der Französischen Zentrale für Tourismus für die Bereitstellung von zwei Pass Tourisme sowie Toulouse tourisme für eine private Stadtführung.


Bilder: Angelika Schoder – Toulouse, 2017


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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