Kultur und Kunst in Stuttgart

Die „Kulturhauptstadt 2016“ hat einige kulturelle Highlights zu bieten. Wir werfen einen Blick auf vier der schönsten Museen in Stuttgart.

Die "Kulturhauptstadt 2016" hat einige kulturelle Highlights zu bieten. Wir werfen einen Blick auf vier der schönsten Museen in Stuttgart.

[Pressereise] Schwaben hat nicht nur kulinarische Highlights zu bieten. Auch was den Kultur- und Kunstgenuss angeht, kann die Baden-Württembergische Landeshauptstadt mit großen Metropolen mithalten. Nicht umsonst wurde Stuttgart in diesem Jahr bereits zum dritten Mal vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) zur „Kulturhauptstadt Deutschlands“ benannt. Ausschlaggebend bei dem Ranking war nicht nur das vielfältige kulturelle Angebot, sondern auch die hohe Nachfrage seitens des Publikums. Übrigens: Stuttgart hat mit knapp 8 % auch den höchsten Anteil der Beschäftigten in der Kulturwirtschaft. Die Schwaben haben also Sinn für Genuss.


Vom 15. Oktober 2016 bis 23. April 2017 zeigt das Linden-Museum Stuttgart die Ausstellung „Oishii! Essen in Japan“. In der Dauerausstellung befasst sich das Museum mit den Kulturen Afrikas, dem Orient sowie Süd- und Ostasien.

Linden-Museum Stuttgart

Die Ausstellung „Oishii! Essen in Japan“

In der japanischen Kultur nimmt Essen einen hohen Stellenwert ein und dient als Ausdruck kultureller Identität. Das Linden-Museum wirft in der Ausstellung „Oishii!“ (dt.: Es schmeckt mir!) einen Blick auf verschiedene Bereiche des Lebens in Japan und beleuchtet unterschiedliche Aspekte der Gesellschaft. Die Kultur rund um Essen und Trinken stellt dabei das verbindende Element dar. Neben Holzschnitten und Tuschezeichnungen sowie wertvollen historischen Objekten wie Geschirr, beinhaltet die Ausstellung im Linden-Museum auch viele spielerische und interaktive Elemente. Für Kinder wurde eigens eine Tour mit dem Manga-Mädchen Yuki entwickelt, die an verschiedenen Stationen in der Ausstellung auftaucht und Wissenswertes erklärt oder Fragen stellt.

Die Sonderausstellung umfasst zwei Stockwerke des Museums, wobei es im oberen Stockwerk um den Anbau von Reis und um dessen gesellschaftliche Bedeutung geht, um die Traditionsgetränke Sake und Tee sowie um die Picknick-Kultur und die Besonderheit von Bentô. Auf dem Weg ins Untergeschoss begibt man sich unter die Meeresoberfläche – szenografisch dargestellt durch blaue Stoffbahnen, die wellenförmig zwischen die Stockwerke gespannt sind. „Unter dem Meer“ widmet sich die Ausstellung der Bedeutung von Fisch sowie dem traditionellen Fang von Meeresfrüchten. Daneben geht es hier besonders um die traditionelle Sushi-Herstellung und um den Trend, den Ramen Nudel-Suppen ausgelöst haben und der – im wahrsten Sinne des Wortes – von Japan auch auf andere Länder übergeschwappt ist.


Das Linden-Museum

Die Gründung des Linden-Museums geht auf Karl Graf von Linden (1838 – 1910) zurück, Vorsitzender des „Württembergischen Vereins für Handelsgeographie“. Aus diesem ging das „Ethnographische Museum“ mit völkerkundlichem Schwerpunkt hervor, welches 1889 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart eröffnet wurde. Um die schnell wachsende Sammlung unterzubringen erhielt die Institution am Stuttgarter Hegelplatz einen eigenen Museumsbau. Am 28. Mai 1911 wurde das Haus unter dem Namen seines Gründers eingeweiht. Zum Leitbild des Völkerkundemuseums gehört es heute, für die Dynamik kultureller Prozesse und die Welt von gestern, heute und morgen zu sensibilisieren.


Vom 7. Oktober 2016 bis 8. Januar 2017 zeigt die Staatsgalerie Stuttgart die Ausstellung „Francis Bacon. Unsichtbare Räume“. Aus der Sammlung des Museums sind in der Dauerausstellung u.a. Werke von Oskar Schlemmer zu sehen, etwa das „Triadische Ballett“.

Neue Staatsgalerie Stuttgart

Die Ausstellung „Francis Bacon. Unsichtbare Räume“

Quaderförmige Käfige und rahmende Farbflächen umgeben seit den 1940er Jahren die Figuren in den Gemälden von Francis Bacon (1909 – 1992). Diesem zentralen Aspekt widmet sich die Ausstellung „Unsichtbare Räume“ mit Leihgaben aus dem Museo Thyssen-Bornemisza, dem New Yorker Museum of Modern Art oder dem Hirshhorn Museum in Washington. Die Neue Staatsgalerie Stuttgart zeigt großformatige Bilder, darunter vier Triptychen, ergänzt durch Fotografien von Bacons Studio, Zeichnungen und Dokumente. Die Werke verdeutlichen, wie Bacon um seine expressiv dargestellten Figuren architektonisch beengende Räume konstruierte, in denen sie gleichzeitig gefangen, aber auch dem Blick des Betrachters ausgeliefert sind.

Die Räumlichkeiten der Neuen Staatsgalerie und die 80er-Jahre Architektur James Stirlings bilden dabei einen außergewöhnlichen Rahmen für die Ausstellung. Die Käfig-Szenerien in Bacons Bildern spiegeln sich hier in der Käfig-artigen Zwischendecke der Ausstellungsräume. Stirlings stützend-massive Beton-Pfeiler ähneln zudem Bacons rahmenden Linien, die seine Figuren in den „unsichtbaren Räumen“ verorten.


Die Staatsgalerie Stuttgart

Im Jahr 1838 beauftragte König Wilhelm I. von Württemberg den Architekten Georg Gottlob Barth mit der Erbauung eines „Museums der bildenden Künste“. 1930 erfolgte dann die Umbenennung in Staatsgalerie Stuttgart. Nachdem das Museum im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört wurde, erfolgte der Wiederaufbau ab 1946 nach Plänen von Maximilian Debus. Im Jahr 1977 gewann der postmoderne Entwurf von James Stirling den Wettbewerb für einen Erweiterungsbau des Museums, der 1984 eröffnet und 2014 zum „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ ernannt wurde. Die Sammlung des Museums umfasst Malerei, Graphik und Skulpturen aus 800 Jahren. Zu den Highlights zählt sicherlich das „Triadisches Ballett“ von Bauhaus-Künstler Oskar Schlemmer.


Vom 22. Oktober 2016 bis 23. April 2017 zeigt das Landesmuseum Württemberg die Große Landesausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“. Im 1. Stock des Alten Schlosses präsentiert das Museum zudem die Herzstücke seiner Sammlungen, von den Kelten bis zum Barock.

Landesmuseum Württemberg

Die Ausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“

Ob Gustav Mesmers legendäres Flugrad, der allseits gebräuchliche Spreizdübel oder der praktische Spätzle-Hobel – dass Schwaben die Region der Erfinder ist, zeigt das Landesmuseum Württemberg in seiner aktuellen Landesausstellung. Dabei geht es nicht nur um die historischen Hintergründe von typisch schwäbischen Marken und um berühmte Persönlichkeiten des Landes, sondern auch um die Frage danach: Was macht die Identität der Schwaben aus? Die Ausstellung zeigt daher nicht nur schwäbische Kunst und Kultur, sondern befasst sich auch mit der Mentalitätsgeschichte der Region. Neben den Wutbürgern von Stuttgart 21 und dem Prinzip „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ steht nicht zuletzt auch der schwäbische Dialekt im Mittelpunkt. So sind in einem „Sprachlabor“ Besucher dazu eingeladen, sich am Schwäbischen auszuprobieren und im Audioguide kann man Komiker Dominik Kuhn, aka Dodokay, beim Schwäbeln zuhören.

Begleitend zur Ausstellung wird im Foyer des Alten Schlosses die kostenfrei zugängliche Installation „Mein schwäbisches Ich?“ von Gabriela Oberkofler gezeigt. Zu Grunde liegen hier Gespräche mit Mitgliedern des Deutsch-Türkischen Forums Stuttgart, also Schwäbinnen und Schwaben, die türkische Wurzeln haben. Oberkofler unterstreicht damit, dass die Schwäbische Kultur in ihrer Entstehung immer zahlreiche Einflüsse miteinander vereinte und dies auch heute noch tut. Die sechs Personen, um die es in den Installationen geht, leben in erster, zweiter oder dritter Generation in Schwaben und haben für das Projekt persönliche Gegenstände zur Verfügung gestellt. An bestimmten Terminen führen sie auch selbst durch die Ausstellung „Mein schwäbisches Ich?“.


Das Landesmuseum Württemberg

Gegründet wurde das Museum im Jahr 1862 von König Wilhelm I. als „Staatssammlung Vaterländischer Altertümer“. In den 1960ern ging das Kunstgewerbemuseum im Landesmuseum auf. Seit 1969 wird der Großteil der Sammlungen im Alten Schloss in Stuttgart gezeigt. Heute gilt das Museum als das größte kulturhistorische Museum in Baden-Württemberg mit umfangreichen Sammlungen von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Die regionalgeschichtlichen Bestände werden durch kunsthandwerkliche Sammlungen ergänzt.


Blick vom Obergeschoss des Kunstmuseum Stuttgart. Vom 24. September 2016 bis 19. Februar 2017 befasst sich das Museum in der Ausstellung „[un]erwartet“ mit der Kunst des Zufalls, etwa am Beispiel des „Essbilds“ von Dieter Hacker.

Kunstmuseum Stuttgart

Die Ausstellung „[un]erwartet. Die Kunst des Zufalls“

Künstler haben immer wieder verschiedene Methoden entwickelt, Zufallsprozesse für sich anzuwenden oder diese gezielt auszulösen. Die Surrealisten nutzen etwa den Zufall, ebenso wie die Künstler der Konkreten Kunst oder der Gegenwartskunst. Das [Un]Erwartete wird in der Ausstellung des Kunstmuseums Stuttgart nicht nur anhand von Bildern, Installationen und Skulpturen diskutiert, sondern auch in Form von Beispielen aus der Musik und Literatur beleuchtet. Das Ausstellungsbegleitende „VersuchsLabor“ vervollständigt die Suche nach dem Zufall, indem Besucher aktiv experimentieren und ausprobieren können.

Doch auch in der Ausstellung kommt es zur Interaktion, etwa mit dem „Essbild“ (1965) von Dieter Hacker (geb. 1942). Ziel dieses Werkes ist es, den Betrachter aus seiner passiven Rolle zu lösen und zur Mitgestaltung einzuladen. Der Rezipient muss hier nicht über Vorkenntnisse zur Kunst verfügen, sondern soll sich während seiner Interaktion mit dem Werk Gedanken machen. Hackers „Essbild“ besteht aus einem Raster von 400 Feldern mit Schokolinsen in einer regelmäßigen oder zufälligen Verteilung. Drei Anforderungen stellt der Künstler an den Betrachter: 1) eine Schokolinse nach Wahl soll weggenommen werden, diese muss dann 2) aufgegessen werden und der Akteur soll sich 3) dabei fragen, warum er sich genau für diese Schokolinse entschieden hat, wie die Entscheidung das Muster beeinflusst hat und ob dadurch ein regelmäßiges Muster durchbrochen oder vervollständigt wurde. Hacker gibt zudem vor, dass keine Schokolinse zurückgelegt oder verschoben werden darf. Der Künstler möchte mit dem Werk zeigen, „dass der Mensch fast immer versucht, Muster zu legen. Dabei ist es aber auch wichtig im Leben wie in der Kunst, Muster wieder zu verlernen, um Neuem und dem Zufall Raum zu geben.“ (siehe Wandbeschriftung zum Werk)


Das Kunstmuseum Stuttgart

Das Museum wurde 2005 zwischen Kleinem und Großem Schlossplatz eröffnet, direkt an der Stuttgarter Königsstraße. Der freistehende Glaskubus der Architekten Rainer Hascher und Sebastian Jehle beherbergt eine umfangreiche Sammlung, die bereits ab 1913 durch den Ankauf von Kunstwerken durch die Stadt Stuttgart begründet wurde. Später wurde die Sammlung von Graf Silvio della Valle di Casanova ausgebaut und als „Städtischen Gemäldesammlung“ der Stadt Stuttgart überlassen. In der NS-Zeit wurde die Sammlung erweitert, insbesondere durch den Ankauf „heimischer Künstler“. Auch nach dem Krieg stand der Erwerb regionaler Künstler im Vordergrund. Neben Adolf Hölzl, Willi Baumeister oder Oskar Schlemmer verfügt das Museum auch über zentrale Werke von Otto Dix. Mit rund 250 Bildern, Zeichnungen und Grafiken verfügt das Kunstmuseum sogar über eine der bedeutendsten Dix-Sammlungen weltweit.

musermeku dankt der Stuttgart Marketing GmbH und den beteiligten Kulturinstitutionen für die Einladung zum Besuch der Museen und für die Übernahme der Kosten der Reise.


Bilder: Angelika Schoder – Stuttgart, 2016


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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