Game Masters: Von Arkanoid bis Zelda im MKG Hamburg

In seiner aktuellen Ausstellung „Game Masters“ zeigt das MKG Hamburg die digitalen Schöpfungen der Entwickler-Stars der Computerspiel-Szene.

In seiner aktuellen Ausstellung "Game Masters" zeigt das MKG Hamburg die digitalen Schöpfungen der Entwickler-Stars der Computerspiel-Szene.

[Ausstellung] Spielautomaten der Arcade-Ära sind längst museumsreif, doch das Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg zeigt in seiner aktuellen Ausstellung „Game Masters“ auch Neues aus der Games-Branche. Im Hintergrund der Ausstellung stehen über 30 Spiele-Designer, deren Arbeiten die Grundsteine für die heutige Games-Industrie setzten und bis heute prägen.


Let’s Play im Museum

Erstmals in Deutschland befasst sich das Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe (MKG) mit der Entwicklung digitaler Spiele – von den Spielautomaten der 1970er bis hin zu aktuellen Konsolen, Mobile Gaming und 3D-Games. In der Ausstellung „Game Masters“ werden Entwickler und Designer vorgestellt, ihre Grafiken, Entwurfsskizzen und Figurenmodelle. Der echte Anziehungspunkt für die Besucher der Ausstellung sind allerdings die über 100 spielbaren Games.

Von „LEGO Batman“ für kleine Gamer bis „Diablo“ und „Rock Band“ für erfahrenere Spieler – quasi jeder Ausstellungsbesucher starrt mit einem Joystick oder Controller in der Hand auf einen Bildschirm. Genau genommen findet man in der Ausstellung keinen Besucher, der sich lange mit einer Raumbeschriftung oder einem Objekttext aufhalten würde. Und auch wenn das Museum darum bittet, sich nicht länger als wenige Minuten an einem Spiel aufzuhalten – sobald man in das Lieblingsspiel seiner Kindheit oder Jugend eingetaucht ist, dürfte die Umsetzung dieser Bitte schwierig werden. Ein mal „Space Invaders“ zocken oder noch mal „Monkey Island“ spielen – in der Ausstellung „Game Masters“ kann man Stunden verbringen, eigentlich Tage.


Die Ausstellung

Im ersten Teil von „Game Masters“ widmet sich das MKG in einer Spielhallen-Atmosphäre den „Arcade Heroes“. In den 1970er Jahren tauchten Computerspiele erstmals in Spielhallen auf, sogenannten Arcades. Sperrige Maschinen mit Games wie „Pac-Man“, „Space Invaders“ oder „Missile Command“ erinnerten eher an Flipperautomaten und lockten mit der Möglichkeit, seinen Namen in der öffentlich sichtbaren Highscore-Liste zu verewigen. Im MKG können die Spiele wieder oder neu entdeckt werden.

Im Anschluss geht es in einem düster-bunt gestalteten Raum um die „Game Changer“, also um die Zeit, als Games zur Weltindustrie wurden. Computer etablierten sich auch in Privathaushalten als Massenmedium und die ersten Spielkonsolen kamen auf den Markt. Das MKG zeigt hier die Arbeit von 13 führenden Spieledesignern, ergänzt durch Videointerviews. In diesem Abschnitt lassen sich die Games der ersten Consolen-Ära zocken.

Die Ausstellung endet in einem hell und mit LED-Lichtern gestalteten Raum, der sich den „Indie Games“ widmet. Es wird gezeigt, wie neben den großen Game-Studios die Spieleindustrie auch von Indie-Designern geprägt wird. Neben den Indie-Games beleuchtet das MKG hier auch Casual Games, wie „Angry Birds“ und „Flight Control“, deren Entwicklerfirmen als kleine Start-Ups anfingen und schließlich ein Millionenpublikum erreichten.


Kritik – Spielhölle im Museum

Das MKG hat es wieder getan: Ebenso wie mit der Apple-Ausstellung „Stylectrical – Von Elektrodesign, das Geschichte schreibt“ im Jahr 2012 oder „Sneaker – Design für schnelle Füße“ im Jahr 2016, schafft es das Museum mit seiner aktuellen Sonderausstellung, Menschen ins Museum zu bringen, die vielleicht sonst nicht zum typischen Publikum zählen. Sieht man die Menschenmenge, die sich in der Ausstellung „Game Masters“ an einem Samstagnachmittag drängt, scheint das Konzept wieder aufgegangen zu sein. Aber ob der kommerzielle Erfolg auch ein Erfolg für die Gestaltung und Wissensvermittlung ist, bleibt eine andere Frage.

Das Thema Gaming ist komplex und die Exponate müssen zahlreich sein. Dafür sind die Sonderausstellungsräume des MKG leider zu klein. Nur wenige Besucher halten sich bei „Game Masters“ an die Aushänge die besagen, man sollte nicht mehr als 5 Minuten an einem Spiel bleiben. Man kann es den Besuchern auch nicht übel nehmen, da es tatsächlich echte Schätze unter den ausgestellten Spielen gibt. Besonders die Arcade-Maschinen sind alle ständig besetzt. Andere Spiele hingegen werden fast nicht genutzt. Als die erfolgreichsten Exponate in der Ausstellung zeigen sich zudem die Spiele, die zum Bereich des Casual Gaming zählen.

Die kulturhistorischen Informationen der Ausstellung sind zwar sehr gut recherchiert, werden vom Publikum aber kaum beachtet. Die ganze Ausstellung wirkt eher wie eine Spielhölle. Es ist klar, dass die Besucher kommen, um zu spielen – nicht um sich über Fakten zu informieren. Gamer wollen zocken und andere Besucher des MKG scheinen sich nicht in die Ausstellung zu trauen. Einigen Gamern wird übrigens auffallen, dass das eine oder andere sehr wichtige Spiel in der Ausstellung fehlt. Habe ich etwas übersehen oder warum sind die Reihen „Fallout“ und „The Elder Scrolls“ nicht vertreten? Nicht nur wegen dieser inhaltlichen Lücken, sondern vor allem weil es dem Museum nicht gelingt, das Thema auch Nicht-Gamern näher zu bringen, zeigt sich „Game Masters“ als gutes Konzept, das letztendlich nicht ganz perfekt realisiert wurde.


Game Masters

MKG – Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg
28.10.2016 – 23.04.2017


Header-Bild: Detail aus: Selbstportrait, Vincent van Gogh (1887) – Rijksmuseum, SK-A-3262Public Domain – bearbeitet von Angelika Schoder, 2018


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Damian Moran Dauchez

Über den Autor

Bei musermeku schreibt Damián Morán Dauchez über Geschichtsthemen, Ausstellungs- und Museumsdesign sowie über Erinnerungskultur.

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