Per App durchs Museum: Das Museo de Bellas Artes in Sevilla

Im sevillianischen Kunstmuseum, dem Museo de Bellas Artes de Sevilla, hat man es sich zum Ziel gesetzt, Kunst barrierefrei zugänglich zu machen.

Das Museo de Bellas Artes zeigt Werke der Gotik bis hin zum 20. Jahrhundert

[Ausstellung] Im sevillianischen Kunstmuseum, dem Museo de Bellas Artes de Sevilla, hat man es sich zum Ziel gesetzt, Kunst barrierefrei zugänglich zu machen. Dazu gehört nicht nur, dass die Räumlichkeiten z.B. Rollstuhl-freundlich erreichbar sind. Auch im digitalen Bereich werden den Museumsbesuchern verschiedene Möglichkeiten eröffnet, dank WLAN, Museums-App und virtueller Tour.


Das Museo de Bellas Artes de Sevilla ist in einem ehemaligen Kloster der Merced Calzada de la Asunción aus dem 17. Jahrhundert untergebracht.

Das Museo de Bellas Artes und seine Architektur

Das Museo de Bellas Artes de Sevilla beheimatet Werke der Gotik bis hin zum 20. Jahrhundert. Ein besonderer Schwerpunkt der Sammlung liegt auf der sevillianischen und andalusischen Kunst. Die Besonderheit des Museums macht jedoch nicht nur seine Sammlung mit Werken von El Greco oder Velázquez aus, sondern v.a. das Museumsgebäude. Hierbei handelt es sich um das einstige Kloster der Merced Calzada de la Asunción aus dem 17. Jahrhundert, das maßgeblich vom Architekten und Bildhauer Juan de Oviedo y de la Bandera gestaltet wurde, und zwar im Stil des andalusischen Manierismus.

Nachdem der Orden 1835 aufgelöst wurde, gründete man am 16. September 1835 per königlichem Dekret für die säkularisierten Kunstschätze des Ordens ein „Museo de pinturas“, das 1841 schließlich offiziell als Museum eröffnet wurde.


Das Museo de Bellas Artes zeigt Werke der Gotik bis hin zum 20. Jahrhundert.

Die Dauerausstellung des Museums

Im Untergeschoss beginnt die Dauerausstellung des Museo de Bellas Artes mit den ältesten Objekten des Museums – dazu zählen Gemälde, Keramik, Möbel und Skulpturen. Der Rundgang startet in Raum I mit Künstlern des 15. Jahrhunderts und endet hier in Raum V – in der beeindruckenden Klosterkirche, in der in erster Linie Werke von Murillo und seinen Zeitgenossen gezeigt werden.

Hier befindet sich auch der wohl schönste Ausstellungsraum des Museums: die ehemalige Kirche, die zwischen 1603 und 1612 erbaut wurde. Sie bietet eine beeindruckende Kulisse für die Kunstwerke, die in den hohen Räumen wirken können.

Im Obergeschoss werden in den Räumen VI bis XIV weitere Werke von Murillo gezeigt; der Zeitraum erstreckt sich schließlich bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Besonders erwähnenswert sind die Räume VIII mit Werken von Valdés Leal und Raum X mit Werken von Zurbarán, einem der bekanntesten Vertreter der Sevillianischen Schule.


Das heutige Museum wurde vom Architekten und Bildhauer Juan de Oviedo y de la Bandera gestaltet.

Per App durchs Museum

Das Museum bietet seinen Besuchern freies WLAN an. Hierüber kann auch die App des Museo de Bellas Artes heruntergeladen werden. „Espacios Junta“ ist kostenfrei für Android und iOS-Geräte verfügbar und begleitet den Besucher auf Spanisch oder Englisch durch das Museum. Die App ist übrigens für alle staatlichen Museen Andalusiens gedacht. Sie soll in Zukunft für mehrere Kulturinstitutionen nutzbar sein. Aktuell ist allerdings nur das Museo Bellas Artes verfügbar.

Die Nutzung von Museums-Apps wird immer wieder diskutiert. Teils machen Museen die Erfahrung, dass ihre Apps nicht häufig heruntergeladen werden. Dennoch gibt es weiterhin zahlreiche Kulturinstitutionen, die Apps anbieten – das Museo de Bellas Artes gehört seit kurzem dazu. Das Museum veröffentlichte seine App erst Ende 2018. Vorher wurde ein System von QR-Codes in den Ausstellungsräumen genutzt. Nach einem Scan gelangte man auf Webseiten, die über einzelne Kunstwerke Auskunft gaben und über die auch ein Audioguide abrufbar war. Der QR-Code-Scan war jedoch nicht sehr nutzerfreundlich – man brauchte mehrere Versuche, bis der Code richtig erkannt wurde. Die Museums-App hat nun das QR-Code-System abgelöst.

Die App des Museo de Bellas Artes funktioniert im Zusammenspiel mit Beacons, die den Besucher in den historischen Räumen orten und mit Informationen versorgen. Der Besucher kann aber auch nach Werken suchen oder sich durch die Räume navigieren lassen. Zu einzelnen Gebäudeabschnitten oder Kunstwerken sind auch nähere Erläuterungen verfügbar, die nicht nur in Textform, sondern auch als Audio-Inhalte vorliegen. Unglücklicherweise wurden die Texte nicht von Sprechern eingesprochen, sondern eine Computerstimme übernimmt die Audioführung. Auch unglücklich ist, dass nicht zu allen Bauelementen Bilder oder Texte vorliegen – teils ist nur entweder Text oder ein Bild in der App verfügbar. (Da die App relativ neu ist, besteht vermutlich die Möglichkeit, dass die Informationen in Zukunft ergänzt werden.)

Grundsätzlich hilfreich ist die App, um sich im Museum zurechtzufinden. Besucher können sich orten lassen und durch die Ausstellungsräume leiten lassen. Bei der Wegbeschreibung kann man wählen, ob man auf barrierefreie Möglichkeiten angewiesen ist – entsprechend werden dann Aufzüge und Treppenlifte mit einbezogen.


Aufzüge und Treppenlifte ermöglichen im Museo de Bellas Artes de Sevilla einen barrierefreien Zugang.

Barrierefreier Zugang zur Ausstellung

Der Rundgang durch die Ausstellung wird durch die Struktur des Museumsgebäudes vorgegeben. Das ehemalige Kloster besteht zwar aus vielen Gebäudeteilen, dennoch gelingt es dem Museum, den Besucher chronologisch durch die Ausstellung zu leiten. Die historische Bauweise ist es auch, die die mobile Barrierefreiheit vor besondere Probleme stellt. Anders als bei einem Museumsneubau, bei dem von Beginn an bei der Konzeption auf barrierefreien Zugang geachtet werden kann, musste im Fall des Museo de Bellas Artes de Sevilla mit Jahrhunderte alten Baustrukturen gearbeitet werden. Es gelang hier, Aufzüge fast unbemerkt in das alte Gebäude zu integrieren – zudem sind Räume, die nur über Treppen erreichbar sind, mit Treppenliften ausgestattet.

Zur Barrierefreiheit eines Museums gehört es sicher auch, dass kein hoher Eintrittspreis das Publikum von einem Besuch abschreckt. Das Museo de Bellas Artes hat hier eine Besonderheit: Es kostet nur 1,50 Euro – aber nur für Nicht-Europäer. Für Besucher aus EU-Ländern ist der Eintritt sogar kostenfrei.

Übrigens: Auch der virtuelle Besucher ist im Museum willkommen, denn das Museum bietet auf seiner Website einen 3D-Rundgang an. So wird schließlich auch die letzte Barriere überwunden, denn wem kein Museumsbesuch vor Ort möglich ist, der begibt sich auf eine Online-Museumstour.


Museo de Bellas Artes de Sevilla

Pl. del Museo 9, 41001 Sevilla


Bilder: Angelika Schoder – Museo de Bellas Artes de Sevilla, 2018


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Angelika Schoder

Über die Autorin

Bei musermeku schreibt Dr. Angelika Schoder über Themen zur Digitalisierung, über Museen und Ausstellungen sowie über Reise- und Kultur-Tipps.

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